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Gedcmhenwelt

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Intellektuellenkreise mit seinem jahrelangen Vorwurf, daß sie in Lateinamerika versagt hätten. Aber seine Kritik richtet sich auch gegen die Marktwirtschaft, die keine Antwort auf die menschh-chen Probleme zu geben vermag. Der produzierte Reichtum geht auf Kosten von Ungerechtigkeiten imd sozialem Unfrieden, auch im Kulturbereich, der nach geistlosen Marktkriterien schielen soll.

Sein früher Widerspruch gegen parteipolitische Positionen und die daraus resultierende Ablehnung jedweder gesellschaftlicher Systeme, die physische Gewalt ausüben oder geistige Unterdrückung handhaben, ist aus heutiger Sicht nur folgerichtig gewesen: „Der Zusammenbruch des Kommunismus stellt uns vor die Notwendigkeit, eine neue Antwort auf die tiefen Bedürfnisse der Menschen zu finden, die schon die alten Religionen und Philosophien geben wollten."

SCHREIBEN IST FRAGEN

Eine radikale Hinwendung zur Politik des Geistes und der Poesie, zu den Freiheitsaspekten des individuellen Schicksals, eingebettet im kosmischen Rhythmus, kennzeichnet seine sprachliche Weltkonzeption: „Schreiben ist das fortwährende Fragen, das die Zeichen an ein Zeichen - den Menschen - richten; und das, welches dieses Zeichen an jene Zeichen -die Sprache - richtet."

Octavio Paz knüpft an die Tradition der Schöpfung und der schöpferischen Wandlungsfähigkeit im orientalischen Kontext an. Im kreativen Strom öffnet sich der Weg zu dem, was jenseits der Sprache liegt: Das andere, um jenseits der Schwelle sich selbst, „ein Zeichen der Schöpfung", mit fremden Augen zu sehen. So schließt sich der Kreis der Wandlungen und der Sinnsuche in seinem frühen Gedicht „Ideogramm der Freiheit": „Ideogramm des Schicksals als Freiheit", „Ideogramm der Freiheit als das andere, wahre Antlitz des Schicksal".

Auch in der Literaturkritik sieht Octavio Paz einen schöpferischen Kern, den das kritische Be-vraßtsein im Innersten des modernen Kunstwerks ausmacht als notwendige Voraussetzung für alles künstlerische Tun: „Mehrfach habe ich darauf aufmerksam gemacht, und ich bin nicht der einzige, daß die Kritik die Substanz, das Blut der modernen Tradition ist. Die Kritik als schöpferisches Moment und nicht als Urteil oder Analyse."

Maya Schärer hat in ihrem bemerkenswerten Essayband „Octavio Paz: Metaphern der Freiheit" (EVA, Hamburg 1992) ein eindrucksvolles Werkporträt des mexikanischen Autors verfaßt, das die faszinierende Poetik und die visionäre Dimension seiner poetischen Gedankenwelt aufzeigt. Heuer lebt Octavio Paz in einem vornehmen Stadtteil von Mexiko-City und betrachtet nicht weniger als das Zusammenleben mit der Natur als die größte Herausforderung im 21. Jahrhundert.

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