RECHTSPHILOSOPHIE. Eine Einführung. Von Rene M ar cic, Verlag Rombach, 1969, 312 Seiten, DM 25.—.
Obgleich nicht nur in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung die Änderungen zur und über die Rechtsphilosophie immer häufiger werden, wird der Kreis jener immer geringer, die den Versuch einer bloßen Monographie übersteigenden Darstellung wagen. Rene Marcic gehört zu jenen wenigen. Marcic ist Rechtsontologe; alles positive Recht findet im Seinsrecht seine Gründung. Ihm gelingt aber — weil idealistische Positionen vermeidend —, Seinsrecht und positives Recht nicht als Gegensätze behaupten zu müssen und gegeneinander auszuspielen: beide sind untrennbar miteinander verbunden, so daß eines ohne das andere wirksam nicht bestehen kann.
Rechtsphilosophie versteht Marcic vorerst und überwiegend nicht als eine lediglich für akademische Gespräche höchster Abstraktion geeignete Disziplin. Er verficht überzeugend ihre praktische Aufgabe und ihre realistische Grundlage: letzteres dadurch, daß für ihn die „Vorgegebenheiten“ des Rechts, das Insgesamt der sozialen Wirklichkeit, entscheidend zu Grunde zu legen sind; ersteres dadurch, daß die Rechtsphilosophie den Menschen den Blick für Rechtliches zu schärfen habe, insbesondere in den Ausnahme- und Kollisionssituationen. Hierin liegt auch eine der eminent politischen und gesellschaftskritischen Aspekte der Theorie Marcic'. Damit trifft der Autor genau eines der entscheiden-sten Probleme des Heute, das Verhältnis von Theorie und Praxis. Es verwundert daher nicht, daß Marcic nicht nur die „Grundprobleme“ sondern auch die „Hauptprobleme“ des Rechts einbezieht (Computer, Demokratisierung der Bereiche der Gesellschaft, die Eingriffe der Medizin in den Menschen u. dgl. m.); gerade in und an ihnen erweist sich die Aktualität seiner Rechtsphilosophie! Das Werk bringt also weitaus mehr, als der Titel einer Einführung erwarten ließe. Marcic' Buch hat stets die Realität der Gegenwart vor Augen; es ist eine faszinierende Antwort auf diese unsere Zeit gelungen. Das Paperback gilt daher nicht nur dem Juristen und den Jusstudenten, es darf sich an alle wenden.
