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Brodeln im Kessel

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Einem brodelnden Kessel glich der chinesische Generalstab der letzten Zeit. Innere Positionskämpfe, Verschiebungen, Rivalitäten wurden ausgekämpft. Da die Schlag- und Aktionskraft einer Volksarmee aber vom Generalstab abhängt, ist es angebracht, die Umwälzungen im chinesischen Generalstab doch etwas zu analysieren. Frieden oder Krieg hängen von diesen neun Männern ab.

Der Generalstab der rotchinesischen Volksarmee besteht derzeit aus einem Generalstabschef und acht Stellvertretern: Chef dst Hung Yung-sheng (seit März 1968), Stellvertreter sind Wang Hsin-ting (seit November 1963), Peng Shao-hui (seit Oktober 1955), Wen Yu-cheng (seit Dezember 1967), Wu Fa-sihcen (seit Mal 1968), Ohiu Hui-tso (seit Februar 1969), Li Tso-peng (seit Juli 1969), Yen Chung-chuan (seit Oktober 1969) und Chan Chi-tah (seit September 1970).

Im Jahre 1966 war Lo Jui-ching Rot-chinas Generalstabschef, seine Stellvertreter hießen Wang Hs'n-tingund Peng Shao-hui — die einzigen, die bis heute ihren Posten beibehalten konnten.

Die Kulturrevolution hat eine gründliche Säuberung des Generalstabs mit sich gebracht. Chen Chi-tehs kürzliche Beförderung zum Stellvertretenden Chef beendete die Reorganisierung dieser wichtigen militärischen Körperschaft. Der neue Mann, Chen Chi-ten, soll auch der erste und derzeit wichtigste sein; er stand früher bei einer Pekinger Einheit auf hohem Kommandoposten. Die Säuberung des Generalstalbs, welcher der damalige Chef Lo JUi-ching mit vier Stellvertretern zum Opfer fiel, bildete sozusagen eine dramatische Ouvertüre zur Kulturrevolution. Damals übernahm Yang Cheng-wu vorübergehend die Führung.

Die „Evolution“ des neuen Generalstabs bekam erst in der letzten Phase der Kulturrevolution, im März 1968, sichtbare Konturen, als der Kommandeur der Militärragion von Kanton und Vorsitzender des Provinzrevolutionskomitees von Kwantung, General Huamg Yung-sheng, nach Peking versetzt und zum Generalstabschef ernannt wurde. Das aber war ein „Sieg der konservativen Kräfte“.

In den Jahren 1968 und 1969 wurden vier neue Stellvertretende Generalstabschefs ernannt, drei von ihnen erhielten im April 1969 einen

Sitz im Politbüro. Natürlich hat die post-revolutionäre Parteiführung iihre eigenen Männer mit wichtigen militärischen Posten im Generalstab betraut.

Die beim Generalstab abgesetzten drei Generäle wurden anläßlich des 9. Parteikongresses im April 1969 überraschenderweise zu Mitgliedern des Zentralkomitees ernannt, was eindeutig zeigt, daß die drei Generäle Maos und Lius Vertrauen nicht verloren hatten. General Li Tien-yu blieb aktiv in der Führung des Generalstabs, bis er im September 1970 verschied. Böse Zungen behaupten in Peking, daß er immer ein ,3erufs-loyaler“ gewesen sei. Zwischen 1958 und 1963 war La Kommandeur der Militärregion Kanton und somit Vorgänger des jetzigen Generalstabschefs. Kanton scheint das beste Sprungbrett für Generalstabschefs zu sein.

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