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Jede Marke ein Kleinkunstwerk

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Briefmarken „made in Austria” sind weltweit geschätzt. Die Qualität dieser kleinen Kunstwerke resultiert von einem speziellen Druckverfahren.

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Briefmarken „made in Austria” sind weltweit geschätzt. Die Qualität dieser kleinen Kunstwerke resultiert von einem speziellen Druckverfahren.

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Briefmarken gehören zu den beliebtesten Objekten der Sammelbegierde. Allein in den 180 österreichischen Philatelistenvereinen sind über 20.000 Sammler registriert. Der weitaus größere Teil der Briefmarkensammler geht allerdings außerhalb irgendeiner Organisation seinem Hobby nach.

Ein Grund für diese Sammelleidenschaft: Briefmarken sind klein und brauchen nicht viel Platz bei der Aufbewahrung, und trotzdem ist jede Marke für sich ein kleines Kunstwerk. Österreichische Briefmarken sind weltweit bekannt und geschätzt. Hergestellt werden sie im Auftrag der Post von der Österreichischen Staatsdruckerei in Wien. Ihre Besonderheit verdanken sie unter anderem einem speziellen Druckverfahren. Insbesondere bei der Produktion von Sondermarken wird viel Aufwand betrieben.

„Jeder Sammler erhält dadurch ein kleines Kunstwerk”, erzählt Peter Berthold, Produktionsleiter bei der Österreichischen Staatsdruckerei.

Aber nicht nur auf die Druckqualität wird größten Wert gelegt. Österreichische Briefmarken, erzählt Berthold, sind auch Symbol und Ausdruck unserer Kultur. „Wir versuchen das Land über Briefmarken zu präsentieren, etwa durch Darstellung österreichischer Bauwerke, von Brauchtum oder Trachten.” Besonderen Wert wird auf die künstlerische

Gestaltung gelegt. Die Anfang des Jahrhunderts von Koloman Moser, einem Mitbegründer der Wiener Seces-sion, entworfenen Marken gehören zu den ersten Kunstmarken der Welt. Seither betätigten sich viele namhafte Künstler als Briefmarken-Entwerfer: Paul Flora, Arik Brauer, Wolfgang Hutter, Gottfried Kumpf und Friedensreich Hundertwasser.

Pro Jahr werden von der Österreichischen Staatsdruckerei etwa 30 Motive ausgegeben. Zahlreiche internationale philatelistische Preise zeugen von der hohen Qualität der Briefmarken. Besonders stolz ist die Österreichische Staatsdruckerei auf die

Sondermarke „Weihnachten 1995”, die bei der Konferenz der „Government Postage Stamp Printers”, einer Vereinigung der wichtigsten staatlichen Briefmarkenhersteller aus aller Welt, den ersten Platz erzielte.

Die Qualität dieser Marken resultiert aus einer Kombination zweier Druckverfahren. In einem ersten Arbeitsschritt wird durch händische Arbeit in 200 bis 300 Stunden ein Originalstich hergestellt. Dadurch erhält jede Marke eine persönliche Note, denn kein Künstler könnte genau dieselbe Marke noch einmal reproduzieren. Dieser sogenannte Stichtiefdruck ist eine Weiterführung des Kupferstichs. Der zweite Druck, der Rastertiefdruck, vervollständigt die Sondermarke. Jeder fertige Briefmarkenbo-gen wird danach händisch kontrolliert, um Fehler auszuschließen (die bei Sammlern besonders beliebt sind).

Das Phänomen, daß die Zahl der Briefmarkensammler weltweit sinkt, ist in Österreich kaum zu spüren. „Das liegt daran, daß wir eben besonders schöne Marken haben”, ist Berthold überzeugt. „Trotzdem ist zu befürchten, daß die Jugend nicht im gleichen Maße Briefmarken sammeln wird.” Um das Interesse bei der jüngeren Generation zu wecken, veranstalten die Post und die Österreichische Staatsdruckerei verschiedene Aktionen: etwa Wettbewerbe für Kinder, wobei dann die prämierten Zeichnungen auch als Briefmarken herausgegeben werden.

Nach Angaben von Berthold sind auch die Einbußen durch das direkte Abstempeln der Postsendungen relativ gering. Die Briefmarkendauerserien bleiben bei der positiv bilanzierenden Österreichischen Staatsdruckerei seit Jahren konstant. Postsendungen mit Briefmarken, so Berthold, werden eben als persönlicher empfunden. Trotzdem, gibt Berthold zu, komme das Aufkleben der Briefmarken heute bereits teuerer als die Briefmarke selbst. Wie es allerdings mit den Briefmarken innerhalb der EU weitergehen soll, sei noch „vollkommen unklar”.

Die Österreichische Staatsdrucke-rei stellt aber nicht nur Briefmarken für Österreich her. Auch Liechtenstein, Luxemburg oder die Vereinten Nationen lassen ihre Marken bei der Österreichischen Nationalbibliothek drucken, die ebenfalls bei Sammlern sehr begehrt sind.

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