"Dem Süden eine Stimme geben"

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Elfriede Schachner, Geschäftsführerin der ArbeitsGemeinschaft Entwicklungs Zusammenarbeit (AGEZ)

Die Furche: Frau Schachner, wo sehen Sie die Aufgaben von Nichtregierungsorgansiationen (ngos) in der Entwicklungszusammenarbeit?

Elfriede Schachner: Die entwicklungspolitischen ngos sind das gebündelte Engagement der Österreicherinnen und Österreicher, die für eine gerechte Welt eintreten. Konkrete Umsetzung findet dieses Engagement in der Programm- und Projektarbeit in den Partnerländern, in Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit hierzulande sowie in unserer anwaltschaftlichen Arbeit - die ngos sind die Stimme der Entwicklungsländer in Österreich, in der Gesellschaft, in der Politik... Und da stoßen wir auch an unsere Grenzen, wenn zum Beispiel die Ministerrunde der wto mit einem Beschluss sehr viel an Entwicklungsarbeit wieder zunichte macht.

Die Furche: Dieses Problem stellt sich auch in Österreich, wo die Entwicklungshilfe des Außenministeriums durch die Politiken anderer Ministerien konterkariert wird.

Schachner: Und das trotz eines tollen eza-Gesetzes, in dem die Kohärenz betont wird. Wo ist diese Kohärenz umgesetzt, wenn das Wirtschaftsministerium etwas befürwortet, was das Außenministerium so nicht machen würde, weil es negative entwicklungspolitische Auswirkungen hat?

Die Furche: Wie stehen Sie dazu, dass unter dem Stichwort "lokale Ownership" ngos aus den Entwicklungsländern zum Zug kommen?

Schachner: Ownership ist prinzipiell zu begrüßen. Und wir geben ja unseren Partnern das Know How dazu. Wenn Ownership aber als Budgethilfe definiert wird, sehe ich das kritischer.

Die Furche: Hilfszahlungen direkt in die Budgets der Entwicklungsländer sind der falsche Weg?

Schachner: Nicht Budgethilfe per se ist schlecht, und es ist sicher sinnvoll, wenn Mittel gebündelt werden. Man muss sich aber auch anschauen: Wohin kommt das Geld? Budgethilfe ist sehr missbrauchsgefährdet. Und bei den geringen österreichischen eza-Geldern, ist es lächerlich auch noch an Budgethilfe zu denken.

Die Furche: Und wenn sich ngos aus Entwicklungsländern direkt mit Projektansuchen an die oeza wenden?

Schachner: Da will man sicher auch die österreichischen ngos hinausdrängen, weil die ja auch lästig und kritisch sind. Darum gibt es ja den Dachverband agez. Einzelne Organisationen tun sich sehr schwer, gleichzeitig kritisch und von Subventionen abhängig zu sein. Wir als Dachverband haben deswegen die Aufgabe, kritisch die Stimme zu erheben.

Die Gespräche führte Wolfgang Machreich.

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