EU-Truppen nach Syrien? Nein

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In unserer neuen Rubrik "Pro und Contra" debattieren jeweils zwei Redakteure über das Thema der Woche. Dieses Mal geht es um die Frage, ob EU-Truppen in Syrien einmarschieren sollen.

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In unserer neuen Rubrik "Pro und Contra" debattieren jeweils zwei Redakteure über das Thema der Woche. Dieses Mal geht es um die Frage, ob EU-Truppen in Syrien einmarschieren sollen.

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Wer in der Frage „EU-Truppen nach Syrien“ in der Nein-Position ist, von dem werden gewöhnlich Positionen, wie die folgende erwartet: „Europa soll nur eine Friedensmacht sein“ oder „Wir haben nicht die Mittel und das Know-how der Amerikaner“ oder die empörte Killer-Frage „Unsere Soldaten sollen für Syrien sterben?“ Ich halte das für Unsinn. Die Europäer verfügen über die Mittel, das Personal und breite Erfahrungen, gesammelt in Afghanistan, im Irak und zuletzt auch in Syrien, wo britische Truppen Seite an Seite mit den Amerikanern und den Kurden kämpften, bis sich die US-Soldaten aus dem Staub machen mussten. Nein, das Argument, warum der Vorschlag der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer als eine außenpolitische Idiotie gewertet werden muss, ist folgendes: Er kommt um Monate zu spät. Das Vakuum, das die Vereinigten Staaten mit ihrer präsidialen Inkompetenz hinterlassen haben, ist längst von Türken, Russen und Assad-Syrern gefüllt. Das hegemoniale Blatt in der Region hat sich längst Richtung Moskau gewendet. Dort sitzt kein Anfänger, sondern ein mit allen Wassern gewaschener Stratege. Die EU würde also gut daran tun, sich auf den nächsten Zug Moskaus und Ankaras einzustellen: die Erzeugung von politischem Druck auf die EU durch die Flüchtlingsmillionen, die sie kontrollieren, und die Tausenden IS-Kämpfer, die sie nun nach Gutdünken aus ihren Terrorzwingern über die Grenzen lassen können. In Syrien selbst gibt es für Europa nichts mehr zu gewinnen, weder einen Krieg noch einen Sieg der Völkerfreundschaft. Was wir hingegen dringend brauchen, ist eine EU-Flüchtlings- und Sicherheitspolitik.

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