EU-Truppen nach Syrien? Ja

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In unserer neuen Rubrik "Pro und Contra" debattieren jeweils zwei Redakteure über das Thema der Woche. Dieses Mal geht es um die Frage, ob EU-Truppen in Syrien einmarschieren sollen.

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In unserer neuen Rubrik "Pro und Contra" debattieren jeweils zwei Redakteure über das Thema der Woche. Dieses Mal geht es um die Frage, ob EU-Truppen in Syrien einmarschieren sollen.

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Schon klar: Wenn „der Westen“ sich im Nahen Osten ausbreitete, bewirkte das meist wenig Gutes. Vom Irakkrieg-Fiasko der USA bis zurück zu den völlig willkürlichen Grenzziehungen durch die einstigen Mandatsmächte, die die Region erst richtig destabilisierten. Und die naive Idee, der gönnerhafte Westen könne – ohne Rücksicht auf vor Ort gewachsene Strukturen – für „Demokratisierung“ der arabischen Welt sorgen, hat sich schon oft genug als falsch erwiesen. Europa ist also gut beraten, sich mit Interventionen in Nahost zurückzuhalten. Aber: Wenn syrisch-kurdische Kräfte der YPG an der Front gegen den IS die „Drecksarbeit“ für die westlichen Verbündeten übernehmen; wenn der US-Präsident den einstigen Partner von heute auf morgen fallen lässt; und wenn Europa als jahrelanger Profiteur der YPG-Offensiven dann in chronischer Uneinigkeit so tut, als ginge es Syrien, gerade 100 Kilometer von EU-Territorium entfernt, nichts an: Dann ist das – diplomatisch formuliert – ein Armutszeugnis. Erst recht, wenn ausgerechnet jene Kräfte, die versuchten, in der Region demokratische Strukturen mit so etwas wie „westlichen Werten“ aufzubauen, von ebenjenen fallen gelassen werden, die diese „westlichen Werte“ für sich reklamieren. Die Bilder der leeren YPG-Gefängnisse, aus denen ISKämpfer nach Erdoğans Einmarsch fröhlich türmten, werden indes spätestens wieder in Erinnerung gerufen werden, wenn europäische Großstädte von neuen Anschlägen der wiedererstarkten Islamisten erschüttert werden. Aus all diesen Gründen wäre es für Europa Zeit, das Wegschauen zu beenden. Und mittels internationaler Schutzzone endlich Verantwortung in Syrien zu übernehmen.

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