Europa: Raunzer unterwegs

Werbung
Werbung
Werbung

Die Kommentare überschlugen sich in Aufgeregtheit. Die einen sahen die Europäische Union zerfallen, die anderen sprachen von einer Jahrhundertkrise. Das blanke Entsetzen stand der offiziellen Europapolitik ob des Neins der Franzosen und Niederländer ins gramzerfurchte Gesicht geschrieben.

Die Aufregung ist zwar verstehbar, aber nicht verständlich. Wer Fragen stellt, muss auch mit Antworten rechnen, die er nicht goutiert. In allen europäischen Ländern wird permanent zu Parteien und Regierungen Nein gesagt, indem andere gewählt werden. Wer zu einem "Ja" oder "Nein" aufruft, darf sich nicht wundern, wenn die Bürger von ihrer Wahlmöglichkeit auch Gebrauch machen.

Mit diesen beiden "Nein" ist noch gar nichts "verhackt", im Gegenteil: Jetzt hat man die Chance, diese zwar großartige, aber in ihrem Umfang an Jurassic Park erinnernde Verfassung zu straffen und zusammenzustreichen. Eine Verfassung liefert die Basis des Zusammenlebens, in der Kürze liegt die Würze. Verträge und Gesetze ergänzen dann die Verfassung, führen sie aus. In der österreichischen Bundesverfassung ist auch nicht all das geregelt, was der Regelung bedarf.

Was eher bedenklich stimmt, ist die Tatsache, dass man offen zugab, über keinen "Plan B" verfügt zu haben. Dies lässt einen schönen Batzen strategischen Unvermögens und Naivität erahnen. Zum zweiten wissen wir schon seit langem, wie gefährlich erfolgreich die wachsende Zahl der Europa-Raunzer (und euro-Raunzer) unterwegs ist.

Hier hat die Informationspolitik in Teilen Europas völlig versagt. Die eu weist nicht nur Nachteile auf, sondern bietet für unsere Zukunft unersetzlich Positives. Darauf weist die Politik allerdings viel zuwenig hin. Eine Kraftanstrengung, um mit den Europa-Kastagnetten zu klimpern, ist unerlässlich.

Der Autor ist freier Publizist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung