Nobelpreis für Oskar?

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Unter anderem für sein oft unpopuläres politisches Engagement hat der deutsche Schriftsteller Günter Grass den Nobelpreis für Literatur verliehen bekommen. Bleibt die Jury in Stockholm auch in den kommenden Jahren bei diesem Kriterium, ist ein weiterer Deutscher haushoher Favorit für den noblen Preis: Oskar Lafontaine. Der spektakulär zurückgetretene Finanzminister und SPD-Parteivorsitzende präsentiert seinem Kanzler Schröder, seinen ehemaligen Ministerkollegen Scharping und Fischer, ja seiner ganzen Partei eine Abrechnung die sich gewaschen hat. "Das Herz schlägt links" titelt das Buch; eher als Schlag unter die Gürtellinie empfinden es hingegen Lafontaines Parteifreunde.

"Jeder Sozialdemokrat ist Mitglied einer großen Familie", bekannte Lafontaine in besseren Zeiten. Jetzt überlegt diese Familie ob sie den Verräter nicht hochkant hinausschmeißt. Um Lafontaines Zukunft braucht man sich aber deswegen am wenigsten zu sorgen, wird doch die Landung nach dem etwaigen Rausschmiß mit zumindestens 800.000 Mark Buchhonorar abgefedert.

Mehr Sorge kann der eigentliche Hintergrund des Streits machen. Da kämpfen nicht bloß die beiden Machtmenschen Schröder und Lafontaine. Die Frage nach sozialer Gerechtigkeit, in Zeiten wo alte Rezepte nicht mehr greifen und neuen mißtraut wird, spaltet die Sozialdemokratie keineswegs nur in Deutschland. Vielleicht bringt der Streit um Lafontaines Buch Schwung in diese Debatte und eröffnet neue Wege in eine sozialere Zukunft. Dann hat sich Oskar zumindestens dafür den Nobelpreis verdient. WM

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