Pardon - ich bin ein Patriot

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Zum Streitgespräch Peter Huemer/Reinhard Olt (furche Nr. 34, Seite 4 f.): ein grimmiger Zwischenruf

Demnächst werden wir den "Ottokar" also auch in Wien präsentiert bekommen, im Burgtheater und mit Tobias Moretti in der Titelrolle. Er tritt, wie es sich für das auch im dritten Jahrtausend noch immer nicht tote Regietheater gehört, zeitweilig splitternackt auf, ist freilich mit Lehm beschmiert, wiewohl die "private parts" den Fotos nach hervorlugen.

Sei's drum. Die berühmte Rede Ottokar von Hornecks über Österreich wird, liest man in den Rezensionen der Salzburger Aufführung, gleichsam nebenher gesprochen.

Zwischenschnitt: "Ich persönlich fand die eu-Sanktionen gegen Österreich ja durchaus angemessen", sagt Peter Huemer in der Furche.

Bei der Burgtheater-Aufführung des "Ottokar" 1949 - und mehr noch bei der Wiedereröffnung 1955 - wurden die Worte "... da tritt der Österreicher hin vor jeden ..." mit frenetischem Beifall bedacht. In einer Schulfeier 1947 oder 1948 durfte ich die "Rede über Österreich" sprechen - auswendig, versteht sich. Ich könnte sie heute noch aus dem Gedächtnis aufsagen. Damals war mir und meinen Mitschülern bewusst, was "es ist ein gutes Land ..." bedeutete.

Zwischenschnitt: "Ich persönlich fand die eu-Sanktionen gegen Österreich ja durchaus angemessen", sagt Peter Huemer in der Furche.

Als in der Volksoper in den ersten Nachkriegsjahren der "Zigeunerbaron" gespielt wurde und die Militärkapelle den Marsch "O du mein Österreich" spielte, jubelte das Publikum - und zwar in jeder Vorstellung. Wenn - im Schiller-Jahr sei es angemerkt - Wallenstein sinnend erklärte: "Der Österreicher hat ein Vaterland und liebt's und hat auch Ursach', es zu lieben", applaudierten die Menschen.

Zwischenschnitt: "Ich persönlich fand die eu-Sanktionen gegen Österreich ja durchaus angemessen", sagt Peter Huemer in der Furche.

Kaum wage ich es zu sagen: Ich bin ein Patriot. Ich weiß, dass Patriotismus nicht in Mode ist. Auch Heinz Fischer hat sich als Patriot bekannt - aber was tut's. Patriotismus ist pfui, Österreich ist kein "gutes Land" - lies nach bei Robert Menasse. Im letzten Saal der Belvedere-Ausstellung sind Schriftstelleraussagen über diesen Staat zu lesen. Die Mehrzahl ist negativ. "Das neue Österreich" heißt die Schau. Der Titel scheint treffend.

Zwischenschnitt: "Ich persönlich fand die eu-Sanktionen gegen Österreich ja durchaus angemessen", sagt Peter Huemer in der Furche.

Umfragen haben immer wieder ergeben, dass die jungen Österreicher stolz auf ihr Land seien. Sie haben, scheint es, zu wenig Menasse gelesen und Huemer gehört. Sie müssen irren. Sie gehören umerzogen.

Der Autor war lange Jahre Chefredakteur und dann Herausgeber der "Presse".

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