SORGENKIND DER EU

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Armenhaus mit Bildungshintergrund

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Mit einem monatlichen Mindestgehalt von 184 Euro und Pensionen zwischen 70 und 150 Euro gilt Bulgarien als das ärmste Land in der EU. Auf der Skala des 187 Ränge zählenden Human Development Index, jenem Indikator der Vereinten Nationen, der die Entwicklung eines Landes misst, ist Bulgarien auf Platz 59. Besonders in ländlichen Gebieten ist die Infrastruktur schlecht, Dörfer sind demografisch überaltert, mancherorts sind Suppenküchen die einzigen "Nahversorger". Nachhaltig benachteiligt sind in Bulgarien vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien: Knapp jedes zweite Kind in Bulgarien gilt als arm. Seit Beginn der 1990er-Jahre ist Bulgarien bevölkerungsmäßig geschrumpft. Aktuell leben gut sieben Millionen Menschen im Multi-Ethnien-Staat am Balkan. Von ihnen gelten offiziell neun Prozent als ethnische Türken, zwei Prozent als Russen, Ukrainer oder Mazedonier. Die EU-Kommission schätzt den Anteil der in Bulgarien lebenden Romnija und Romni auf 9,9 Prozent. Schätzungen zufolge gehören aber weit mehr Menschen in Bulgarien der Minderheit der Roma an, einige Statistiken geben hier 800.000 Menschen an. Die politischen Verhältnisse in Bulgarien gelten seit Jahren als wenig stabil, ständig wechseln die Regierungs-Teams. Die Parteienlandschaft selbst ist zwar bunt, doch instabil. Immer häufiger kommt es zu Parteigründungen durch korrupte Oligarchen, deren Interesse Besitzansprüche dominieren. Nach Beendigung der Sozialistischen Ära im Jahr 1989 hält zusehends Privatisierung im Bildungs-und Gesundheitswesen Einzug. Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind auf eine der immer öfter das Stadtbild prägenden Privatschulen, an denen meist auch Deutsch unterrichtet wird. Lehrerinnen und Lehrer an staatlichen Schulen verdienen schlecht und sind, vor allem in strukturschwachen Gebieten, Mangelware. Von den Kindern aus der Minderheit der Roma hat nur jedes zweite einen Volksschulabschluss. Dabei kann Bulgarien als erste Nation, die im 10. Jahrhundert am Zarenhof das Kyrillische Alphabet eingeführt hat, mit einer blühenden Vergangenheit im Bereich von Bildung und Kultur aufwarten. Kulturgut in Kirchen, Klöstern oder Museen zeugt heute noch davon.

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