Und sie hat es doch getan!

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Der Eiertanz nahm also doch noch ein transparentes Ende: "Ich habe meine Stimme Van der Bellen bereits gegeben", erklärte die im ersten Wahlgang ausgeschiedene, unabhängige Hofburg-Kandidatin Irmgard Griss Mittwoch dieser Woche bei einer Pressekonferenz -neben ihr der erleichterte Kandidat ihres neuen Vertrauens. Ausschlaggebend für ihren Meinungsumschwung sei die "starke Polarisierung" des Wahlkampfs und sein "erschreckend tiefes Niveau" gewesen. Gemeint war natürlich jenes TV-Duell des Privatsenders ATV, bei dem sich Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer mit leeren Flaschen und Scheibenwischergesten beflegelt hatten. Als Wahlempfehlung an ihre rund 800.000 Wählerinnen und Wähler sei ihr Outing freilich nach wie vor nicht zu verstehen, betonte Griss: "Wahlempfehlungen sind etwas Antiquiertes".

Übliches "Endorsement"

Tatsächlich waren gerade in den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik "Wahlempfehlungen"(gemeinsam mit Parteibüchern) oft Voraussetzung für beruflichen Aufstieg -und entsprechend verrufen. Bis heute wird meist mit der Mündigkeit des Wählers argumentiert, zumindest in Österreich. Ganz anders im angloamerikanischen Raum: Hier ist es nicht nur üblich, dass ausgeschiedene Kandidaten verkünden, welche der übrigen Personen sie unterstützen ("Endorsement"), auch Zeitungen haben keine Outing-Scheu. Die New York Times haben bereits 1860 klar Abraham Lincoln unterstützt; nun, bei den Vorwahlen zum US-Präsidentschaftswahlkampf, ruft man dezidiert zur Wahl von Hillary Clinton auf.

In Österreich meiden die meisten Medien (wie auch Die Furche) klares Name-dropping im Sinne der eigenen Unabhängigkeit. Die Zahl der persönlichen Outings nimmt in diesem Wahlkampf freilich zu. Neben dem neuen Kanzler Christian Kern hat sich etwa auch der Wiener Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell als Van der Bellen-Fan positioniert. Warum? "Weil für die anderen klarer wird, woran man an einer Person ist, und weil es die Diskussion stärkt." Die Mündigkeit seiner Studierenden bei ihrer Wahlentscheidung würde das ja nicht unterlaufen.

"Wäre eine offene Wahlempfehlung nicht transparenter und glaubwürdiger?", hieß es auch auf der Website von Irmgard Griss, gepostet am 26. März. Sie dürfte sich daran erinnert haben.

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