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Kritik aus dem Burgenland

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Der sozialdemokratische bur-genländische Landeshauptmann Karl Stix hat in einem Interview losef Cap in dessen Eigenschaft als Zentralsekretär beziehungsweise als Bundesgeschäftsführer der Sozialdemokraten kritisiert und ihm mangelnde Managementqualitäten vorgeworfen.

Dieser Vorwurf richtet sich an die Adresse eben jenes losef Cap, der am SPÖ-Parteitag 1982 die berühmten drei Fragen an den damaligen Landeshauptmann Theodor Kery gerichtet hat, die zum späteren Machtverfall dieses selbstherrlichen Landesfürsten beitrugen.

Für Cap selbst war die unmittelbare Folge, daß er aus dem Parteivorstand hinausgewählt wurde, die mittel- und langfristige aber, daß der damals noch sehr junge, von Bruno Kreisky zu einem „großen Talent” ernannte Mann gefördert wurde und in der Parteihierarchie aufstieg.

Nun kommt mit einer Verspätung von dreizehn Jahren der Rückschlag aus dem Burgenland, das ihm diese Attacke auf Theodor Kery nie verziehen hat, nun ist es er, der sich unangenehmen Fragen und Vorhaltungen stellen muß.

Doch es wäre falsch, die Wortmeldung von Landeshauptmann Stix, der ein bedächtiger und abwägender Mann ist, als bloßen verzögerten Bumerangeffekt abzu-tun. Stix hat nämlich in der Art, wie er den Vorwurf gegen Cap spezifizierte, den Nagel auf den Kopf getroffen. Er meinte, daß Cap aus lauter Angst, etwas falsch zu machen, zu wenig wage und hervortrete und keinen Mut zum Risiko beweise.

Diese mangelnde Bereitschaft Caps, Risken einzugehen und sich hervorzuwagen, hängt aber wieder mit der Angst zusammen, seinen Job und seine Karriere zu gefährden.

Ähnlich wie der ihm verlorengegangene Kompagnon Peter Ma-rizzi ist Josef Cap nämlich ein Mann, der nie in einem zivilen Beruf gearbeitet hat und sich im Notfall nicht auf diesen zurückziehen kann, sondern gezwungen ist, um seinen Verbleib im jetzigen zu kämpfen oder einen politischen Versorgungsposten in Anspruch zu nehmen.

Die Tatsache, daß zwei Männer ohne soliden beruflichen Hintergrund in zentrale Funktionen der Partei berufen wurden, enthüllt eine strukturelle Schwäche der Sozialdemokraten, die der Parteivorsitzende Franz Vranitzky nicht einmal erkannt zu haben scheint, geschweige denn abgestellt hat. Es ist nämlich sehr bequem, sich abhängige Leute zunutze zu machen, es bürgt aber nicht für Qualität, sondern für bürokratische Stagnation.

Zu viele sind in der SPÖ als Sekretäre und Mandatsjäger ohne Beruf am Werk, als daß diese substantielle Auszehrung spurlos an ihr vorübergehen könnte.

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