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Cap ah Signal

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Die Bestellung Josef Caps zu einem der Zentralsekretäre der SPÖ als Nachfolger Heinrich Kellers war von Seiten des Parteivorsitzenden wohl in erster Linie als Signal an die Jungen und Grünen in der Partei gedacht und ist insofern keine bloße Verlegenheitslösung.

Cap, der als jugendlicher Revoluzzer vorwiegend die oppositionellen und alternativen Kräfte und Kreise unserer Gesellschaft ansprach, ist aber mittlerweile, nicht zuletzt durch abgeschlossenes Studium und erfolgte Verheiratung, in den Augen vieler, die ihn vordem ablehnten, solide und respektabel geworden, ohne daß er seinen jugendlichen

Schwung und Charme eingebüßt hätte. Insgesamt scheint also die Entscheidung Franz Vranitzkys diesmal einige Gruppen gleichzeitig zufriedengestellt zu haben.

Cap hat bei seiner ersten Pressekonferenz als frischgebackener Zentralsekretär im Zusammenhang mit den drei Fragen, die er seinerzeit an Landeshauptmann Theo-ÄQr_Kery gestellt hatte und auf die er jetzt angesprochen wurde, festgestellt, daß er auch in Zukunft Fragen an Parteifunktionäre stellen werde, wenn auch nicht in aller Öffentlichkeit und mit der damaligen Transparenz.

Für diese Änderung der Methode wird man jedes Verständnis haben, denn ein amtierender Zentralsekretär muß eben anders agieren als ein ungebärdiger Parteijugendlicher. Allerdings sollte diese Änderung der Position und der Methode Cap kein Alibi dafür sein, die vielen offenen Fragen an die großen und kleinen Lustigs in der Partei, deren Treiben alles andere als lustig ist, nicht beharrlich zu stellen. Und zwar so zu stellen, daß sie nicht nur Antworten erhalten, sondern auch Konsequenzen nach sich ziehen.

Der neue Zentralsekretär wird also neben den ihm schon gutgeschriebenen Eigenschaften noch Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen benötigen, wenn er als verlängerter Arm seines Parteiobmannes mit unguten Zuständen, die am grünen Holz der Partei eingerissen sind, aufräumen will. Er wird dies schon deshalb tun müssen, weil andernfalls Jörg Haider der lachende Nutznießer der weiteren Untätigkeit und Unfähigkeit der SPÖ zur inneren Reform bliebe.

Jedenfalls muß sich der neue Mann darauf gefaßt machen, daß ihm früher oder später mehr als drei Fragen in dieser Richtung gestellt werden. Er sollte sein Draufgängertum also benützen, um weiteren Schaden von seiner Partei und der Demokratie abwenden zu helfen. Dann erst werden ihm der Dank und die Sympathie aller sicher sein.

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