Lea Ackermann (1937-2023) - © Foto: © Superbass / cc-by-sa-3.0 (via Wikimedia Commons)

Solwodi-Gründerin Lea Ackermann ist im 87. Lebensjahr verstorben

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Lea Ackermann hat 1985 die Hilfsorganisation „Solwodi - Solidarity with Women in Distress“ gegründet. Nachruf auf eine Kämpferin gegen die Ausbeutung von Frauen.

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Lea Ackermann hat 1985 die Hilfsorganisation „Solwodi - Solidarity with Women in Distress“ gegründet. Nachruf auf eine Kämpferin gegen die Ausbeutung von Frauen.

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Es ist Mitte der 1980er Jahre, als Lea Ackermann als Lehrerin nach Ruanda und Kenia geschickt wird. Die gelernte Bankkauffrau war 1960 in den Orden der Missionsschwestern „Unserer Lieben Frau von Afrika“ eingetreten. Was sie schließlich in Afrika erlebt, sollte ihr Wirken ein Leben lang prägen.

Sie trifft auf Frauen, die sexuell ausgebeutet, in die Zwangsprostitution getrieben und wie Waren gehandelt werden. Das kann sie nicht mitansehen und beschließt, sich um „die chancenlosen Töchter“ zu kümmern. Es ist der Grundstein für die internationale Menschenrechtsund Hilfsorganisation „Solwodi“ (Solidarity with Women in Distress - zu deutsch: „Solidarität mit Frauen in Not“). Anfänglich unter spartanischen Umständen und mit ein wenig Spendengeld aufgebaut, kann Ackermann ihre Organisation über die Jahre auf internationale Beine stellen. Auch in Deutschland, Rumänien, Österreich und Ungarn wird der Verein aktiv und setzt sich mit Schutzwohnungen, Beratungsstellen und unterschiedlichen Projekten für Frauen ein.

Ackermann hilft fortan nicht nur beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution. Die 1937 im deutschen Saarland geborene Ordensfrau widmet ihr Leben dem Kampf gegen die Ausbeutung von Frauen. Sie scheut nicht davor zurück in Bordelle zu gehen, um mit Betroffenen zu sprechen; bringt in den späten 1980er Jahren Themen wie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt auf die Agenda und mischt mit ihrer Forderung nach einem Sexkaufverbot die Politik auf. Das bringt ihr unter anderem das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, den Augsburger Friedenspreis und mehrere Ehrendoktortitel. Von ihrer Sache bleibt sie aber bis zum Schluss überzeugt. „Wenn es um von Gewalt betroffene Frauen ging, dann war sie nicht an Regeln oder Konventionen gebunden, dann war ihr kein Anruf zu viel, kein Weg zu weit, um sich mit voller Kraft für die Frauen einzusetzen“, blickt die Vorsitzende von Solwodi Deutschland, Maria Decker, auf Ackermanns Lebenswerk zurück.

Im Alter von 86 Jahren hatte die Gründerin schon länger gesundheitlich zu kämpfen. Nach einer Operation ist sie just am Allerheiligentag nicht mehr aus einer Narkose aufgewacht, teilte Solwodi über seine sozialen Netzwerke mit. Mit ihrem unermüdlichen Kampf für die Rechte von Frauen hat sie ein gewichtiges Erbe mit großem Auftrag hinterlassen.

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