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„Wie es euch gefällt...“

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„Jetzt fahren wir auf den Semme-ring und am Montag hat die ÖVP ein Wehrkonzept“, erklärte ÖJB-Se-kretär Doppler am 25. September geheimnisvoll. Über das Wtochen-ende wollte der Arbeitskreis Landesverteidigung der Jungen Generation in der ÖVP in einer Klausurtagung auf dem Semmering ein Wehrkonzept ausarbeiten, dessen Grundzüge strengster Geheimhaltung unterlagen.

Allein schon einen Tag nach Dopplers geheimnisvollen Äußerungen wußte eine Wiener Tageszeitung über den Inhalt der Beratungen zu berichten, und wenige Stunden später stand in einer Wochenzeitung der Plan der Jungen ÖVP schwarz auf weiß gedruckt zu lesen. ÖVP-Generalsekretär Dr. Schleinzer konnte sich den von Doppler gehegten Hoffhungen keineswegs anschließen und äußerte seine Bedenken gegen die Vorstellungen der Parteijugendlichen. Noch härter legte sich der ehemalige Verteidigungsminister Prader ins Zeug, obwohl er selbst dem Arbeitskreis angehörte. In der ÖJB-Zentrale stand man vor einem Problem: Wer hatte den Inhalt des „Papiers“ ausgeplaudert?

Man suchte in den eigenen Reihen und ktonnte — oder wollte — niemanden finden. Auffallend war lediglich, daß Exverteidigungsiminister Dr. Prader im Zusammenhang mit dem Wehrkonzept der Jungen ÖVP eine überaus gute Presse erhielt So geheim und sensationell, wie man vorher den Plan der ÖVP-Jugend angekündigt hatte, war das alles freilich auch wieder nicht: Die Wehrdienstzeit soll nämlich auf jeden Fall zehn Monate 'betragen. Für jetzt hat man sich auf fünf Monate Präsenzdienstzeit und fünf Monate Waffenübungen festgelegt. Es können aber auch neun plus eins, acht plus zwei oder sieben plus drei Monate sein. Wie es euch gefällt. Man wird das ungute Gefühl nicht los, daß hier tatsächlich lizitiert wird. Trotz aller Beteuerungen scheint es unwahrscheinlich zu sein, daß die Junge ÖVP für alle Monatsvarianten fixe Ausbildungspläne in der Tasche hat.

Und wenn man in Sachen Landesverteidigung nun keinem mehr Glauben schenken kann? Nun: „Für eine Witzarmee ist jeder Steuergroschen hinausgeworfenes Geld“, meinte Prader, ohne auszusprechen, daß ihm etwa auch das Konzept der Parteijugendlichen als Witz erschiene. Übrigens: Das Konzept wurde noch immer nicht veröffentlicht!

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