6757114-1967_51_07.jpg
Digital In Arbeit

Yoshidas Erbe

Werbung
Werbung
Werbung

Yoshida, der „Vater des neuen Japan“, ist am 20. Oktober dieses Jahres im Alter von 89 Jahren gestorben. Japan verliert damit seinen „Adenauer“. Hat sein Tod irgendeinen Einfluß auf die politische Lage Japans?

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er fünfmal Ministerpräsident; seine Regierungszeit dauerte sechs Jahre und zwei Monate. Die japanischen Kommentatoren haben diese Periode sogar „Zeitabschnitt der Yoshida-Politik“ genannt. Nach ihm wurden Hatoyama, Ishibashi, Kishi und Ikeda Ministerpräsidenten. Als Ikeda wegen der Krankheit sein Amt vorzeitig niederlegte, folgte ihm Sato als Vorsitzender der aus den zwei Parteien zusammengeschlossenen neuen Liberalen Demokratischen Partei; Sato übernahm auch den Sessel des Ministerpräsidenten.

Yoshida blieb, so wie Ikeda, vorläufig außerhalb der neuen Partei. Aber die Außen- und Innenpolitik der Liberalen Demokratischen Partei ging im Grund genommen noch immer den Weg der „Yoshida-Politik“. Weil Ikeda und Sato zwei der besten „Absolventen der Yoshida-Schule“ waren und auch durch ihn politische Karriere machten, führten sie während der Lebzeiten Yoshidas nicht nur grundsätzlich diese Politik durch, sondern holten auch bei den wichtigen Angelegenheiten Ratschläge bei ihm in seiner Einsiedelei, obwohl Ikeda linksgerichtet war und Sato einer ganz anderen Richtung angehört.

Sie ist auf jeden Fall ein Blau-

druck zum Wiederaufbau und zur Wiedererstehung Japans nach der Katastrophe gewesen. Innenpolitisch legte Yoshida während seiner Regierungszeit die „Verfassung des Friedens“ fest, die die Gewalt als Mittel der Staatspolitik verbot. Zu jener Zeit stand Japan noch unter der militärischen Kontrolle der Alliierten. MacArthur stimmte anfangs zwar der friedlichen Tendenz des neuen Japan zu, doch der Koreakrieg hat die Amerikaner veranlaßt, ihre Japanpolitik zu ändern. Washington beharrte seitdem auf der Wiederbewaffnung Japans. Yoshida hat sich jedoch zweimal geweigert, dem Wunsch Dülles' nachzukommen. Sein Argument war die wirtschaftliche Lage Japans, die sich damals noch nicht erholt hatte. Auch die öffentliche Meinung jener Zeit war für eine solche Kursänderung ungünstig. Wirtschaftlich erstrebte Yoshida mit allen Mitteln die Bodenreform und den Wiederaufbau der Industrie. Der Koreakrieg brachte Japan zwar eine „Sonderkonjunktur“, aber die Wiedergeburt des japanischen Phönixes aus der Asche wäre ohne Yoshidas Mühe undenkbar. Die Wirtschaft wurde in seiner Politik stets groß geschrieben; dies sieht man schon von seiner Befürwortung für Ikeda und Sato. Diese beiden sind gleichfalls aus dem Finanzministerium hervorgegangen. Nach ostasiatischem ZeitungsJargon sind ihre Kabinette nichts anderes als „Finanz- und Wirtschaftskabinette“, und ihre Außenpolitik eine „Wirtschaftsdiplomatie“.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung