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Zwei Verträge

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Aber hinsichtlich der Diplomatie beschränkte sich die „Yoshida-Politik“ nicht nur auf „business first“. Yoshida schloß zwei wichtige Verträge für Japan ab: den Friedensvertrag von San Franzisko und den amerikanisch-japanischen Sicher-heits- und Verteidigungsvertrag. Durch sie war Japan kein Außenseiter mehr, es nahm an allen Angelegenheiten des Westens aktiv teil und ist ein Faktor der Stabilität der freien Welt geworden. Gerade weil die „Yoshida-Politik“ den Grundstein des neuen Japan legte und das Sato-Kabinett in Wirklichkeit eine Verlängerung dieser Politik ist, stellten die Besuche Satos in diesem Jahr in Südostasien und in den USA eigentlich eine neue Phase jener Politik dar. So sagte Sato bei dem Staatsbegräbnis Yoshidas:

„Ministerpräsident Yoshida hat Japan während der dunkelsten Zeiten nach dem Krieg aus der Schwierigkeit geführt. Die Wunder der Wiedererstehung und der Aufstieg des Prestiges Japans in der Welt sowie das friedliche, demokratische und wohlhabende Leben des japanischen Volkes von heute sind nur der weisen und klugen Führung des ehemaligen Ministerpräsidenten Yoshida zu verdanken. Japan will seiner Linie nach wie vor folgen.“

Die „Riukiu-Frage“

Aber die heutige politische Lage des Fernen Ostens und Südostasiens scheint viel gefährlicher zu sein als zur Zeit der Unterzeichnung jener beiden Verträge durch Yoshida. Er hatte damals natürlich auch nicht an eine chinesische Atommacht und die

chauvinistische Kulturrevolution Chinas gedacht. 1970 ist nicht mehr weit. Die Japaner machen sich jetzt schon wegen des Ablaufs des Sicherheitsvertrages mit den USA sorgen.

Auch die Fragen der Rückgabe der Inseln Riukius, Ogasawara (Bonin) und Kurile kommen nun auf die Tagesordnung. Yoshida hat während der Unterzeichnung des Friedensvertrages in San Franzisko bereits erklärt: Obwohl die UdSSR nicht an der Konferenz teilnahm und den Vertrag somit nicht unterzeichnete, betrachte Japan auf alle Fälle die Kurile-Inseln als japanisches Territorium. Heute sieht Moskau in der Frage der Rückgabe der Kurile-Inseln eher ein Druckmittel gegenüber Washington, das die Kurile-Inseln (Okinawa) noch nicht an Japan zurückgeben will. Die Opposition und die linksgerichteten Elemente Japans haben in den verschiedenen Perioden zwecks Unruhestiftung auch verschiedene Themen, so wie das Handelsproblem mit China, der Vietnamkrieg, der Sicherheits- und Verteidigungsvertrag ... jetzt ist die Riukiu-Frage gerade Mode. Sie verschweigen jedoch den Gebietsverlust im Norden.

Japan — dritte Weltmacht?

In einer solchen politischen Atmosphäre ging Sato nach Washington. Hinsichtlich Riukius erlitt er eine Niederlage; aber er bekam außer Ogasawara noch eine bessere Zusage: die massive Unterstützung der USA für eine japanische Verantwortung im Fernen Osten, Südostasien, Westpaziflk und sogar im Indischen Ozean. Von Moskau hat Sato eigentlich nicht viel zu befürchten. Um Sibirien zu erschließen und vor China zu bewahren braucht Rußland die Technik, das Geld und vielleicht auch die Menschen Japans.

Yoshida stand damals einem niedergeschlagenen Japan gegenüber; heute sieht Sato ein Japan als kommende dritte Weltmacht vor sich. Die Aufgabe ist gleichfalls so schwer.

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