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Die Last von Vietnam

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Es kann kein Zweifel bestehen, daß die Verbreiterung der amerikanischen Bombenstrategie in Vietnam eine schwere Belastung der japanischen Position bei den Gesprächen mit Gromyko bildete, außerdem eine echte Belastung der innenpolitischen und der innerparteilichen Situation darstellte. Die japanische Delegation bei den Wirtschafts Verhandlungen mit den USA, die zur Zeit in Kyoto stattflnden, wurde vom Ministerpräsidenten persönlich beauftragt, die USA-Verhandlungspartner über die Schwierigkeiten der japanischen Position bei den Verhandlungen mit den Sowjets zu informieren. Das Außenministerium ist sich darüber im klaren, daß die Schwierigkeiten nicht gemildert werden, wenn Amerika auf allen Wegen über sie informiert ist.

Sato wollte nach wie vor und unter allen Umständen, daß die Verhandlungen mit Gromyko sich günstig entwickelten. Nach Ansicht des japanischen Ministerpräsidenten könne eine aktivere japanische Politik in Südostasien nicht entwickelt werden, wenn sie es mit zwei Feinden zu tun hat, Peking und Moskau. Japan könne nur dann erfolgreich in diesen Territorien — gemeint ist vor allem Indonesien — operieren, wenn mit den Sowjets ein stillschweigendes und beiden Seiten dienstbares Arrangement getroffen werden könne.

Die Wirtschaft meldet Sich

Noch schwerer wiegt für Sato die Notwendigkeit des verstärkten Handels mit der UdSSR. Die Parteispaltung, die noch vor kurzer Zeit auf beiden Seiten — sowohl auf der rechten wie auf der liberaldemokratischen — nicht mehr war als eine rhetorische Floskel, ist durch die Aggressivität der linken Fraktion zu einer echten Gefahr geworden. Starke Kreise der japanischen Wirtschaft, unter anderem Hitdshi, Maruben Ida, die Autoindustrie, die Fluggesellschaften, die Reedereien, interessieren sich neuerdings merkbar für die Fraktion Matsumuras und Kawasakis, die in ihren Forderungen, Peking Konzessionen zu machen, bis zur Anerkennung Rotchinas geht. Die schwerste Bedrohung für Satos Position ist aber die Annäherung der Fraktionen des Handelsministers Miki und des Pla nungsministers Fujiyama auf der Ebene des offiziellen Kredithandels mit Rotchina. Miki, der bisher zwar für eine weitgehende Erleichterung mit Rotchina war, durch eine grundsätzliche Opposition die handelshemmende Politik Satos vermied, stimmt jetzt mit Fujiyama überein, daß Kredite der offiziellen Import- Export-Bank flüssiggemacht werden müßten. Gerade gegen diese Kredite gibt es aber, neben dem Yoshida- Brdef an Tschiangkaischek, ein ziemlich kategorisches Veto des Ministerpräsidenten. Diese Schwierigkeiten in der Partei brachten es mit sich, daß Sato zweimal die längst fälligen Maßnahmen der persönlichen Veränderung in der Regierung nochmals verschieben mußte. Vom Besuch Gromykos und den damit verbundenen Aussichten auf eine japanische Beteiligung am Aufbau Sibiriens versprach aber Sato sich eine erhebliche Schwächung der Aggressivität der Ohinahandelsfront durch Ablenkung auf den Sowjethandel.

Der Optimismus sinkt

Aus der trüben Aussicht auf die Verhandlungen mit Gromyko war man Anfang Juli völlig überzeugt, daß die Gespräche sich nicht wunschgemäß abwickeln werden. Fast demonstrativ suchten sowjetische Diplomaten, die den Besuch Gromykos vorbereiteten, Gespräche mit hohen Beamten des japanischen Außenministeriums. Bei diesen Gesprächen ließen die sowjetischen Diplomaten keinen Zweifel, daß Gromyko in Tokio über die Vietnamfrage zu sprechen gedenke und Fragen betreffend der Grenzen der japanischen Verpflichtungen einer passiven Hilfeleistung für die USA- Kriegsführung in Vietnam stellen würde. Unter diesen Vorzeichen sank der japanische Optimismus in die Nähe des Nullpunkts, da Sato trotz innen- und außenpolitischem Druck buchstabengetreu am Bündnis mit den USA festhalten will.

Es kommt noch dazu, daß die innerparteiliche Situation in der Regierungspartei einer Kraftprobe zwischen der rechten Fraktion in der „Asienstudienkommission“ und der linken Fraktion in der „Afroasiatischen Studienkommission“ zusteuert. Diese Situation gebietet, daß Sato im Herbst dieses Jahres unbedingt im Land bleibt und seinen Plan, nach Moskau zu reisen, höchstwahrscheinlich aufgeben muß.

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