Der konservierte Papst

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In der Internetausgabe des "Standard" wurde der "gute Papst", respektive dessen Leichnam im Glassarg, zum "Bild zum Tag" erhoben: "Papst Johannes XXIII. [...] darf ein paar Tage an die frische Luft", lautete dazu der für die "generation.www" aufbereitete Bildtext.

Worüber die einen flapsig schrieben, berichteten andere mit Akribie: Der "Papa buono", wie Johannes XXIII. von den Italienern genannt wurde, habe selbst die Konservierung seiner sterblichen Überreste angeordnet; am Sarg Pius XII., seines Vorgängers, hätten die Totenwachen alle 15 Minuten ausgetauscht werden müssen - weil der Gestank nicht auszuhalten gewesen wäre.

Es dürfte also weniger überirdischen Mächten zu verdanken sein (eine erkleckliche Anzahl von Heiligenlegenden führt als Heiligkeitsbeweis an, dass der/die Verehrte nicht verweste) als diesseitiger Einbalsamierkunst, dass sogar die Gesichtszüge des seligen Papstes die Jahre seit seinem Tod am Pfingstmontag des Jahres 1963 überdauerten.

Die südländische Verehrung, die sich am Pfingstsonntag 2001 in den Zehntausenden beim Sarg Johannes XXIII. im Petersdom ausdrückte, entspricht nördlich der Alpen zwar nicht unbedingt dem gängigen Naturell. Doch auch hierzulande war die Symbolkraft der römischen Pfingstbilder mit Händen zu greifen: der Konzilspapst hinter Panzerglas auf Seide gebettet, mumifiziert, bestaunt, verehrt.

Gerade - aber nicht nur - in Rom gibt es nicht wenige, die das späte Lebenswerk des seligen Pontifex, das II. Vatikanum, ähnlich zu konservieren suchen. ofri

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