Eine gemeinnützige Gesellschaft

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Siebeneinhalb Jahre baute Reinhard Rechberger die Mittel-Ost-Europa-Arbeit der Bischofskonferenz auf. Als seine Dienststelle 2001 geschlossen wurde,machte sich Rechberger selbstständig: Mit seiner Initiative "Christen für Europa" betreut er weiter Projekte in den Reformstaaten .

Shkodër in Nordalbanien: eine Stadt nahe der montenegrinischen Grenze. Auf einer Anhöhe vis-à-vis befindet sich seit 2001 das "Casa della Pace", das "Friedensdorf". Das Dorf, das nur über eine einspurige Brücke, die österreichisch-ungarische Pioniere im 1. Weltkrieg errichtet haben, erreichbar ist, will Heimat sein - für Roma, für Kinder von Randgruppen. In Casa della Pace leben Familien der "Gemeinschaft Johannes XXIII.", die sich um verstoßene Kinder - von vergewaltigten Müttern oder Waisen, deren Eltern der Blutrache zum Opfer gefallen sind - kümmern.

Die Brücke ins Friedensdorf muss dringend erneuert werden. Außerdem sollen im Raum Shkodër über Kleinkredite und Aufbauhilfen auch Kleinwerkstätten wie Tischlereien gefördert werden, damit die Menschen Arbeit haben und nicht in die Stadt gehen, wo sie in Slums leben würden. Die diözesane Caritas von Shkodër koordiniert diese Projekte. Eine österreichische Partnerorganisation - "Christen für Europa" - will bei der Finanzierung dieser Aufbauarbeit in einem der ärmsten Winkel Europas mithelfen.

Reinhard Rechberger ist der Geschäftsführer dieser sehr jungen gemeinnützigen Organisation. Für den ursprünglich aus der PR-Branche Kommenden ist die Arbeit an kirchlichen Aufbauprojekten in den Reformstaaten kein Neuland: Seit 1994 koordinierte Rechberger für die Österreichische Bischofskonferenz die Projekte in diesen Ländern und baute deren Informationsstelle für Mittel- und Osteuropa auf. Zuletzt verwaltete seine mittlerweile in "Pro Europa" umbenannte Organisation gut neun Millionen Schilling für Projekte, 7,5 Millionen davon steuerte die Bischofskonferenz bei.

Im vergangenen Jahr jedoch löste die Bischofskonferenz "Pro Europa" auf und siedelte ihre Mittel- und Osteuropa-Projekte beim päpstlichen Hilfswerk "Missio"an, das bislang vor allem in der Dritten Welt tätig war. Reinhard Rechberger wollte seinen eigenverantwortlich gestalteteten Arbeitsbereich aber nicht aufgeben - und machte sich selbständig.

Er gründete als geschäftsführender Gesellschafter "Christen für Europa" - nicht als Verein, sondern als "gemeinnützige Ges.m.b.H.", eine wirtschaftliche Rechtsform, die noch wenig bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine Ges.m.b.H., der vom Finanzamt Gemeinnützigkeit zuerkannt wird. Von diesem Weg verspricht sich Rechberger mehr Effizienz als von einem Verein, jener Form, die viele andere private Spendenorganisationen gewählt haben.

Die handelsrechtliche Form seiner Initiative nimmt Rechberger aber nichts von seinem ideellen Impetus, mit dem er die Initiative betreibt: "Wir brauchen in Österreich eine Bewegung, die der Vision eines gemeinsamen Europas verpflichtet ist", stellt er fest. Und genau das ist der Ausgangspunkt seines Engagements, in das er naturgemäß die siebeneinhalb Jahre Projekterfahrung einbringen kann, die er sich bei "Pro Europa" angeeignet hat. Wer bei "Christen für Europa" mitmacht, muss von dieser Vision beseelt sein, so Rechberger. Seine Initiative transportiere ein humanistisches Weltbild auf einem christlichen Hintergrund, wobei ihm in Österreich wie bei den Projektpartnern die Ökumene ein großes Anliegen ist: Wiewohl er meist mit kirchlichen Organisationen zusammenarbeitet (weil diese in Mittel-Ost-Europa "nachweislich" die seriösesten Partner seien), will er sich nicht auf den unmittelbaren "Pastoralbereich" beschränken. Rechberger berichtet auch, dass er verstärkt mit Kommunen Kontakte knüpft und auch mit ihnen als Partner arbeiten will.

Was sind die Projekte, um die er sich annimmt? Neben dem schon erwähnten Albanien, wo er etwa auch im Bergdorf Shllak mit der Errichtung einer Ambulanz die medizinische Grundversorgung aufbauen hilft, trommelt er für FrauenBildungsprogramme in Rumänien oder für die so genannten "Europaschulen" in Bosnien, wo Schüler verschiedener Volksgruppen bewusst miteinander unterrichtet werden, was - so Rechberger - nach dem jüngsten Rückschlag durch den Sieg der Nationalisten bei den bosnischen Wahlen wichtiger denn je sei.

Rechberger ist überzeugt, dass er mit seiner - noch unkonventionellen - Initiative zu einer effektiven Hilfe und einer tragenden Partnerschaft zwischen Spendern hierzulande und den Menschen in den betreuten Projekten beitragen kann. Er hat sich - selbstverständlich - zur Einhaltung des Fundraising-Ehrenkodex verpflichtet und sieht sich auch nicht als Konkurrent bestehender kirchlicher Projekte in Österreich - aber er betont nochmals: Seine Erfahrung in der Projektarbeit will er nicht ungenützt lassen. Er habe in Österreich Zuspruch von vielen Leuten, auch von Vertretern kirchlicher Organisationen, so Rechberger, und das motiviere ihn mit ganzer Kraft weiterzutun.

In den nächsten Tagen wird "Christen für Europa" auch mit einer Homepage im Internet zu finden sein. Wer sich dann über die Projekte, aber auch über die politische und soziale Situation in den Projektregionen informieren will, kann dies somit online und aus erster Hand erhalten.

Informationen:

Christen für Europa - gemeinnützige Gesellschaft m.b.H.

A-1010 Wien, Jasomirgottstraße 5/12 Tel. 01/5321614, Fax DW 44

Web: www.christenfuereuropa.at

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