Kirche in ihrer ganzen Bandbreite

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Das vorjährige Experiment ist geglückt - die Kirchenmesse Gloria hat sich etabliert, der Termin für das nächste Jahr steht schon fest.

Die ganze Kirche ist ein Zirkus": So bringt der Schweizer Zirkuspfarrer Ernst Heller sein Amtsverständnis auf den launigen Punkt. Es mag theologisch nicht ganz ausgereift sein, doch es hat was Wahres. Wahrhaftigkeit, Authentizität eignet auch Heller selbst, der mit seiner Band die Eröffnung der 2. Gloria Kirchenmesse musikalisch untermalte. Er ist so etwas wie ein Clown Gottes - und wenn er da vorne steht und hingebungsvoll mit rotem Kopf seine Klarinette bläst, glaubt man ihm, dass er das auch als pastorale Tätigkeit versteht.

Heller war nur einer der vielen bunten Mosaiksteine, die zusammen jenes vielfältige Bild ergaben, das die Gloria vermittelte. Von 18. bis 20. Oktober kamen rund 10.000 Besucher zu den 200 Ausstellern. Christliche Medien (darunter auch die furche als Partner der Gloria), die Religionsabteilungen des ORF, Verlage, Wallfahrtsorte, Bildungshäuser, die Diözese Feldkirch selbst, Glocken, Orgeln, verschiedenste Arten von Klosterprodukten - all dies und noch mehr war auf dem Dornbirner Messegelände vertreten. Dem Besucher bot sich das schillernde Phänomen christlicher Kirchen in seiner ganzen Bandbreite.

Die Eröffnung setzte deutliche Akzente: Musikalische Multikultur und Integration - neben Zirkuspfarrer Heller traten auch eine afrikanische Band und eine Behinderten-Gruppe mit Trommeln auf - fanden ihre Entsprechung in der Festrede von Caritas-Präsident Franz Küberl: Die Würde des Menschen stehe heute vielfach auf dem Spiel, Stichworte dazu seien Biotechnologie ebenso wie der 11. September. Letzterer habe auch gezeigt, dass es keinen "ungestörten Fruchtgenuss des Reichtums" gebe. Küberl forderte eine Ausweitung europäischen Exportverständnisses - es gehe auch um einen Export unseres Menschenbildes, unseres Konzepts von Menschenwürde. Gefragt seien nun überdies "Entfeindungsstrategien", die verhinderten, dass sich Feindbilder "in die Seelen der Menschen verkriechen".

Dass eine dem ökonomischen Denken verpflichtete Institution wie die Dornbirner Messe sich des Themas Religion annehme, zeige, dass Glaube Konjunktur - im Wortsinn - hat. Das Dreieck von Kirche, Markt und Rathaus (ein Bild des Schweizer Dichters Adolf Muschg) dürfe nicht verzerrt werden, mahnte Küberl.

Vor einer Universalisierung des Prinzips von Angebot und Nachfrage warnte auch Landeshauptmann Herbert Sausgruber. Diözesanbischof Klaus Küng sprach von den vielen Formen der Kirche an die Öffentlichkeit zu treten, den "Glauben vorzulegen". Es gehe darum, "Lebenspfaden" (so das diözesante Motto) nachzuspüren.

Die nächstjährige Gloria findet vom 24. bis 26. Oktober statt.. Eine Ausweitung auf die Präsentation anderer Weltreligionen ist in Planung.

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