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Wer vorige Woche nach Vorarlberg kam, dem sprangen allerorten Plakate in leuchtendem Orange in die Augen: "Gloria - Internationale Kirchen-Messe, 19. bis 21. Oktober 2000". Die Dornbirner Messe wagte mit Unterstützung offizieller kirchlicher Stellen die erste solche Veranstaltung in Österreich.

Dass nun Gregorianische Choräle und Orgelwerke, die sonst Messen im Sinn von Gottesdiensten verschönern, in Ausstellungshallen erklangen, dass sakrale Kunst und Angebote religiöser Gemeinschaften quasi vermarktet wurden, ließ natürlich manche der Szene gedenken, wie Jesus die Händler aus dem Tempel trieb. Nur: Messehallen sind keine sakralen Räume, hier wurden Waren nicht im Gotteshaus angepriesen, sondern im profanen Bereich. Trotzdem blieb die nicht beantwortbare Frage virulent: Was hätte Er zur "Gloria" gesagt?

Peter Karner, Superintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich, begrüßte das Unternehmen: "Hier in Dornbirn können die Besucher und Besucherinnen erleben, wie schön, wie interessant, wie provokativ, wie hilfreich, wie fleißig und wie gesprächsbereit Kirche ist. Und wie rasch sie sich einmischt, wenn es um das Wohl der Menschen und ihre Rechte geht." Der am Eröffnungstag im Radio spöttisch geäußerten Frage, ob man auf der "Gloria" sein Seelenheil kaufen könne, erwiderte Karner: "Das muss man hier gar nicht kaufen, das bekommt man geschenkt."

Auch der römisch-katholische Diözesanbischof Klaus Küng betonte, er habe nie Bedenken gegen die Veranstaltung gehabt, und hob die Bedeutung sakraler Kunst hervor. Die Verbindung von religiöser Verkündigung und Marktplatz habe schon der Apostel Paulus hergestellt, als er in Athen auf den Areopag gegangen sei.

Neben den kommerziellen Ausstellern blieb die Messe den gesetzlich anerkannten christlichen Gemeinschaften vorbehalten. Diese Chance nahmen zum Beispiel auch die Altkatholiken und die Neuapostolische Kirche wahr. "Schwellenangst" vor Kirchen und kirchlichen Einrichtungen fiel auf diesem gleichsam neutralen Boden weg, Kontakte fielen leichter: mit Gemeinschaften, mit Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Auch ein interessantes Konzert- und Diskussionsprogramm wurde geboten.

Besondere Akzente steuerte mit Choralmusik auf der "Gloria"-Bühne und einem großen Stand die Vorarlberger Zisterzienserabtei Mehrerau bei: Unter einer Vielzahl von Begriffen - Bauhof, Biomasse, Gymnasium, Kloster, Klosterkeller, Klosterprodukte, Restauration, Schule, Tischlerei - stand sie im Messekatalog und repräsentierte damit als einzelnes Haus schon einen Großteil der Vielfalt, die diese "Gloria" kennzeichnete. Ob Orgeln oder Kerzen, Glocken oder Lautsprecher, religiöse Literatur oder Studienreisen, Schaukastensysteme oder Heizanlagen - wer für Pfarrgemeinden, aber auch einzelne Personen wichtige einschlägige Informationen oder Produkte suchte, wurde fast sicher an einem der 150 Stände fündig.

Mit knapp 10.000 Besuchern an den drei Messetagen waren die Veranstalter sehr zufrieden. Eine Befragung ergab, dass 24 Prozent der Gäste Geistliche oder Kirchenangestellte waren, 31 Prozent Ehrenamtliche und 45 Prozent christlich Interessierte. Sie bewerteten die "Gloria" insgesamt mit der Note 1,6 (1 = sehr gut), das Programm auf der "Gloria"-Bühne mit 2,0. Immerhin 96 Prozent wollen "ja oder vielleicht" auch zur "Gloria 2001" kommen, deren Durchführung nun gesichert ist. Termin: 18. bis 20. Oktober.

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