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Körtner zu Papstrede

Schützenhilfe für den Papst von ungewohnter Seite: Ein Dialog der Religionen, der diesen Namen wirklich verdient, muss auch unbequeme Fragen aushalten. Das hat der Wiener evangelische Theologe Ulrich Körtner in einem Kommentar im Standard betont und zugleich die muslimische Kritik an der Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. zurückgewiesen. Die Art und Weise, wie nicht nur schlecht informierte und fanatisierte Massen, sondern auch hohe Repräsentanten des Islam einmal mehr auf Kritik an ihrer Religion reagieren, gebe Anlass, die Prinzipien eines interreligiösen Dialogs zwischen Christentum und Islam zu überdenken, schreibt Körtner.

Seine Kritiker würden dem Papst vorwerfen, mit dem Mohammed-kritischen Zitat des byzantinischen Kaisers Manuel II. Paleologos vom Ende des 14. Jahrhunderts ein Tabu verletzt zu haben. Dem hält Körtner entgegen: "Wenn schon die Verwendung unbequemer historischer Zitate im Rahmen universitärer Vorträge als Beleidigung und Gotteslästerung aufgefasst wird, sind ernsthafte Zweifel am Dialogverständnis und an der Dialogfähigkeit des Gesprächspartners angebracht." Ein Dialog, der diesen Namen verdient, sei der Suche nach Wahrheit verpflichtet, möge diese auch unbequem sein.

Körtner erinnert an den ökumenischen Dialog zwischen den christlichen Kirchen, in dem für die protestantischen Kirchen das große Ärgernis bestehe, dass die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen den protestantischen Kirchen das Kirchesein absprechen. Das verhindere aber nicht, so Körtner, "dass es seit Jahrzehnten einen gedeihlichen ökumenischen Dialog und ein gewachsenes Miteinander der getrennten Kirchen gibt".

Benedikt XVI. habe inzwischen sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass die umstrittenen Passagen seiner Rede die Gefühle von Muslimen verletzt hätten und seiner Intention zuwiderlaufend interpretiert worden seien. Das ehre den Papst und könne als Akt diplomatischer Klugheit gewertet werden, so Körtner. Zugleich meldet er aber Zweifel an, ob dieser Akt einem offenen Dialog der Religionen förderlich sei, der sich auch unangenehmen Fragen und ihren Ursachen stellen müsse. epdÖ

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