Unehrliche Auseinandersetzung

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Seit mehreren Wochen rumort es rund um einige islamische Vertreter in Österreich. Bezeichnenderweise sind es nun gerade Protagonisten, die für einen Islam des offenen Gesprächs mit der europäischen Kultur stehen, die ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Wenn da die Kronen Zeitung etwa den Imam der Wiener Schura-Moschee, Adnan Ibrahim, auf der Titelseite als "Hassprediger" outete, war das noch wenig verwunderlich. Dass sich aber auch Medien wie die Wiener Zeitung oder das profil an der - gelinde gesagt - tendenziösen Berichterstattung beteiligen, gibt zu denken.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich darf man Ibrahims Aussagen kritisieren. Aber der permanent genährte Zweifel, hier werde Gewalt gesät (obwohl gerade der genannte Imam eine an Klarheit nicht zu überbietende Fatwa gegen den Terrorismus erlassen hat), konterkariert jede ehrliche Auseinandersetzung. Die inkriminierten Zitate aus Predigten Ibrahims etwa wurden von Leuten kommentiert, die offenbar wenig Kenntnis von islamischer Rhetorik haben und für die auch die Form der Koran-Zitierung in solcher Predigt ein spanisches Dorf ist. Man mag einwenden, exponierte Islam-Vertreter sollten sich hierzulande verständlicherer Ausdrucksweise bedienen. Aber genauso ist von österreichischen Beobachtern zu verlangen, den kulturell-religiösen Kontext solcher Aussagen zu verstehen, bevor sie einen wirklich moderaten Muslim der Hetze zeihen.

Soll in Österreich weiterhin friktionsarmes Zusammenleben mit Muslimen möglich bleiben, dann darf man die gesprächs-offenen Intellektuellen des Islam, die dazu bitter nötig sind, nicht abqualifizieren. Diejenigen, die das dennoch tun, betreiben eigentlich die Geschäfte radikaler Islamisten, denen jedes Zugehen auf die westliche Kultur ein Gräuel ist und die sich ins Fäustchen lachen, wenn ebendiese Kultur sich ihrer Gesprächspartner selber entledigt.

otto.friedrich@furche.at

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