Werbung
Werbung
Werbung

Die Buben sind weg, weit weg, umsorgt, gefüttert und bespaßt von Oma, Opa und diversen Tanten. Das macht vieles einfacher, nicht nur für uns, sondern ganz generell. Die jungen Herren etwa lesen derzeit auf Teufel komm raus, wie ich erfahre: Über hundert Seiten haben sie in ihren jeweiligen Schmökern schon geschafft -nicht unwesentlich angefixt durch einen kleinen Deal: Je mehr Lektüre, desto länger der ganze iPad-Kram. Die Tanten verstehen das pädagogische Geschäft.

Dazu gehört im Übrigen, neben neuen Klassikern wie Harry Potter auch ein paar alte zu kredenzen: Tom Sawyer etwa und Huckleberry Finn. Ich bin gespannt, wie der Große das verdauen wird, so ganz ohne elterliches Triggerwarning vor Rassismen. Schon bei Moby Dick habe ich in dieser Hinsicht kolossal versagt. Eigentlich hätte ich die Buben vorab instruieren müssen: Schaut her, hätte ich ihnen sagen müssen, diese Geschichte ist zwar Weltliteratur, aber eben nicht taufrisch. Würde Herman Melville sein Buch nicht 1851, sondern heute schreiben, er würde den Harpunier Daggoo wohl kaum als "riesenhaften kohlschwarzen Neger mit dem Gang eines Raubtieres" bezeichnen. Vielleicht hätte er auf die ganze Walfangstory verzichtet und stattdessen Wiener Tierheime gewürdigt. Wer kann das schon wissen.

Der Arena-Verlag hat sich in seiner Kinderbuchausgabe jedenfalls eine Triggerwarnung verkniffen. Die Geschichte sei "wild und geheimnisvoll und magisch wie das Leben selbst", heißt es im Vorwort. "Wilder Publications" waren da ein wenig vorsichtiger: "Dieses Buch ist ein Produkt seiner Zeit. [] Eltern sollten mit ihren Kindern darüber diskutieren, wie sich die Ansichten zu Gender, Sexualität und ethnische Zugehörigkeit seit damals verändert haben", heißt es etwa in einem 2008 publizierten Buch .Es handelt sich übrigens um die drei Kritiken Immanuel Kants. Was man Kindern halt so zu lesen gibt im Urlaub.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung