Gefährliche Rohstoffe

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Billiges Öl, ein Segen für die Wirtschaft? Nicht für Länder, die vom Ölexport abhängen. In Venezuela, dessen Exporteinnahmen zu 96 Prozent aus dem Mineralöl stammen, herrscht Krise. Um die öffentlichen Ausgaben finanzieren zu können, braucht die Regierung einen Ölpreis von 120 Dollar pro Barrel (159 Liter). Zuletzt sank er unter 40 Dollar. Jeder Dollar weniger bedeutet Einnahmensverluste von 600 Millionen Dollar jährlich. Rapide Geldentwertung und Warenknappheit sind die Folge: der Wechselkurs der Landeswährung Bolívar ist auf dem Schwarzmarkt in wenigen Wochen von 64 auf 175:1 abgesackt. Für Waren des täglichen Bedarfs muss man oft stundenlanges Schlangestehen in Kauf nehmen. Präsident Nicolás Maduro witterte den Schuldigen einmal mehr in den USA. Washington führe einen "Ölkrieg" gegen Venezuela und Russland. Doch die Schieferölförderung in den USA ist durch den niedrigen Ölpreis auch an den Rand des Kollaps geraten. Eine Nahostreise, bei der Maduro die großen OPEC-Staaten überreden wollte, ihre Förderungen zu drosseln, blieb erfolglos. Die Ratingagentur Moody's stufte Venezuelas Kreditwürdigkeit Mitte Jänner auf Caa3 ab - die vorletzte Stufe vor dem "Zahlungsausfall"(C).

Auch Chile hat mit dem Preisverfall seines wichtigsten Exportproduktes zu kämpfen. Seit 2013 hat sich der Kupferpreis fast halbiert. Wurde das Pfund Kupfer an der Londoner Metallbörse am Höhepunkt der Kuper-Hausse noch für 4 US-Dollar gehandelt, zahlten die Käufer Anfang 2015 nur noch 2,50 Dollar. Der Kupferpreis wird in Unternehmerkreisen als Wirtschaftsindikator gesehen. Von 19,8 Millionen Tonnen Kupfer, die jährlich weltweit gefördert werden, stammten 5,7 Millionen aus Chile. 52 Prozent der Exporteinnahmen werden damit erlöst. Entsprechend anfällig ist die Wirtschaft für Schwankungen auf den Metallbörsen. Die nationale Minengesellschaft Chiles rechnet vor, dass Chile mit jedem Cent, den das Pfund Kupfer weniger wert ist, 128 Millionen Dollar verliert.

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