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Goldene Eier für die Landwirtschaft

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Wie man aus gutinformierten Kreiden erfährt, soll der bisherige Eier-und Geflügelzoll noch vor dem Sommer 1969 durch die Einführung von ßchweHenpreisen und Abschöpfungen ersetzt werden. Als Folge dieser neuen Regelung werden in Zukunft Eier und ausländisches Geflügel nicht mehr unter einem bestimmten Preis, dem sogenannten Schwellenpreis, nach Österreich importiert werden können. Wird beispielsweise der Schwellenpreis für Eier einer bestimmten Qualitätsklasse mit 1.30 Schilling festgelegt, so wird in Zukunft an der Grenze die Differenz zwischen dem Importpreis und dem Schwellenpreis als Abschöpfungsbetrag eingehoben werden. Alle ausländischen Bier dieser Qualitätsklasse werden dann, gianz egal ob sie nun zu 60, 70 oder 90 Groschen dem österreichischen Importeur angeboten werden, ab 1.30 Schilling kosten, nur der Absohöpfungsbetrag wird schwanken. Bei den ganz billigen Eiern unseres Beispiels würde er 80 Graschen, bei der teuersten Qualität 40 Groschen betragen. Die gleiche Regelung soll auch bei Ge-flügalimparten angewendet werden.

Da es die Aufgabe der Schwellenpreise ist, die niedrigen Einfuhrpreise an die hohen Inlandspreise anzuheben, werden die Schwellenpreise wahrscheinlich auf Grund der Kostenkalkulation des Grenzproduzenten, das heißt des teuersten Eier-und Geflügelproduzenten, festgelegt werden: denn dieser ist ja besonders schutzbedürftig gegenüber der ausländischen Konkurrenz.

Nach 'der Meinung mancher lfurz-si'chtigrr Agrarexperten scheint damit das Märchen von der Gans, die goldene Eier legt, für die österreichische Landwirtschaft wahr zu werden. Kurzsichtig sind diese Experten vor allem deshalb, da sie glauben, daß für die österreichische Landwirtschaft ein zusätzlicher Eierberg neben dem schon bestehenden Butterberg ein echter Gewinn Ist. Die Schwellenpreise werden nur die Zahl der Hühnerfarmer und der Eierproduzenten erhöhen und so den notwendigen Strukturwandel der Landwirtschaft und dienen möglichst reibungslose Eingliederung in die Industaiiegeselischaift erschweren. Den Preis dieser Regelung werden auf jeden Fall die Konsumenten zahlen müssen. Da Eier und Geflügel zusammen im Preisindex ein Gewicht von mehr als 2 Prozent haben, werden die Folgen dieser „fortschrittlichen“ Agrarpolitik bald meßbar sein. Unter der Annahme, daß sich der Durchschnittspreis von Eiern — im Jänner 1969 1.46 Schilling — durch die Einführung von Sehwellenpraisen auf 1.80 Schilling und der Durchschnittspreis von Geflügel — im Jänner 1969 28.04 Schilling pro Kilogramm — auf 35 Schilling erhöhen wird, ist mit einem Anstieg des Preisindex um 0,5 Prozentpunkte zu rechnen. Diese Entwicklung ist in einem Jahr der Hochkonjunktur sehr gefährlich, da jede Verstärkung des mit dem Konjunkturaufschwung verbundenen Preisanstiegs schon um die Jahreswende 1969/70 eine neue Lohnwelle auslösen kann.

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