Prognosen in unsicheren Zeiten

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"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen", sagt ein oft zitierter Spruch. Umso wichtiger wären sie, wenn das Wetter umschlägt oder nie da gewesene Wetterfronten auftreten. Deutsche Wirtschaftsforscher schlagen vor, die Prognosen einzustellen, weil sie zuerst die deutsche Langfristkrise nicht gesehen, dann in zwei Jahren guter Exporte Deutschland wieder als Weltmeister gesehen haben. Jetzt eifern deutsche Wirtschaftsforscher mit Bankenexperten um das größte Minus.

In der heutigen Krise lagen alle Prognostiker falsch. Auch das WIFO. Allerdings hat das WIFO zwei Jahre lang auf die Risiken der US-Immobilienpreise hingewiesen. Und das WIFO war Mitte 2008 für eine Zinssenkung, als die EZB die Zinsen noch erhöht hat. Die Septemberprognose 2008 habe ich mit einer Sturmwarnung eingeleitet. Mitte Oktober sprach ich in der Pressestunde von Krise und dass aus dem Sturm ein Orkan geworden war. Das war 30 Tage nach dem Lehman-Konkurs, den heute viele als das Datum festlegen, als eine abflauende Finanzkrise zur Vertrauenskrise wurde. In den Koalitionsverhandlungen empfahlen wir, von einem Minus für 2009 auszugehen, damals noch eine Rarität. Immerhin hat Österreich die frühesten und stärksten Konjunkturpakete, unter anderem, weil wir sie empfohlen haben. Jetzt ist das WIFO im internationalen Geleitzug von der pessimistischen Seite auf die optimistische Seite gerückt. Für den Spätherbst erwarten wir eine Konstanz auf niedrigem Niveau.

Mehr Tempo in der Umsetzung der Pakete und mehr strategische Überlegungen wären nötig. Die Krise wird nicht mit einem Gong beendet werden, vieles wird lange nachwirken, besonders am Arbeitsmarkt. Aber zu befürchten, dass alles noch viel schlechter werden könnte, ist nicht hilfreich. Diskutieren wir, was besser sein könnte.

* Der Autor ist Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung WIFO

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