Werbung
Werbung
Werbung

Wo auch immer das Frühlingslüfterl der Demokratie weht, möge es den Menschen Freiheit und eine bessere Zukunft bringen! Die kirgisische Revolution, deren Zeugen wir vergangene Woche geworden sind, war eine Überraschung: Zentralasien schien demokratiepolitisch gewissermaßen hinter den sieben Bergen zu liegen, auf alle Fälle ist es jenseits des Kaspischen Meers, auf dessen westlicher Seite sich Georgien befindet: die erste der ehemaligen Sowjetrepubliken, die sich auf den Weg gemacht hat. Es folgte, wie wir wissen, die Ukraine.

Auch in Kirgistan begann die Bewegung mit Demonstrationen gegen gefälschte Wahlen, und doch war alles anders: Aus spontanen, ungeordneten Protesten in zwei Provinzstädten entwickelte sich etwas, was wie eine Bürgerbewegung à la Georgien und Ukraine - mit einer eigenen Farbe, rosa - aussah, aber als sie sich ernsthaft zu formieren begann, war alles fast schon wieder vorbei. Insofern hat Präsident Askar Akajew, als er widerstandslos die Fahnen strich, dem Land nicht nur einen Gefallen getan. Die kirgisischen demokratischen Kräfte hatten keine Zeit, sich zu organisieren, Aufgaben unter den Führungsfiguren aufzuteilen, Randgruppen einzubinden.

Deshalb nun der zwiespältige Befund, dass in Kirgistan gleich mehrere Revolutionen gleichzeitig stattgefunden haben: neben der, die wir gerne hätten, auch eine des Mobs - mit Plünderungen und Ausschreitungen, deren Ausmaß wir erst erfahren werden -, und dann wohl auch eine von Figuren, die nicht an Demokratie denken, sondern daran, die ihnen von der Akajew-Mafia gestohlenen Anteile am Kuchen wieder zurück zu gewinnen. Und so ist die Prognose, wie die Sache ausgehen wird, offen - was man auch aus den halbherzigen us-amerikanischen Reaktionen ablesen kann.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung