windmill - © Pixabay

Michael Lohmeyer über Greenwashing

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Im Buch "Die 50 größten Ökolügen" beschreibt der Journalist Michael Lohmeyer, "Wie uns Politik und Industrie an der Nase herumführen".

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Im Buch "Die 50 größten Ökolügen" beschreibt der Journalist Michael Lohmeyer, "Wie uns Politik und Industrie an der Nase herumführen".

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Es beginnt 1990 in Norwegen: 34 Umweltminister(innen) aus Europa und Nordamerika raufen sich zur „Deklaration von Bergen“ zusammen: Es wird ein schwammiges Dokument. Immerhin wird ein damals noch junges Expertengremium – heute als „Weltklimarat“ (IPCC) bekannt – aufgefordert, die Auswirkungen eines reduzierten CO₂-Ausstoßes zu untersuchen. Das Problem klimatischer Veränderungen war damals noch nicht in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Das ist der Ausgangspunkt im Buch „Die 50 größten Ökolügen“. Autor Michael Lohmeyer, seit 1989 Redakteur der Tageszeitung Die Presse, war damals vor Ort. Nun rekapituliert er die letzten Jahrzehnte, in denen zahlreiche Konferenzen zum Klima- und Umweltschutz abgehalten wurden: Es gab Erklärungen ohne ernsthafte Konsequenzen; viele Benchmarks wurden gesetzt und verfehlt. Ob das jetzt in Scharm El-Scheich bei der aktuellen Weltklimakonferenz anders sein wird?

Im Buch beschreibt der Wiener Umweltjournalist ein wesentliches Hindernis der ökosozialen Transformation: „Der Weg durch die Jahrzehnte ist gesäumt von Ökolügen. Sie sollen uns glauben machen, dass die anstehenden Fragestellungen eine einfache Antwort haben und dass sich am Status quo möglichst wenig ändern muss.“ Das Spektrum der präsentierten Beispiele ist breit: vom vermeintlichen Segen der Elektroautos über den Blindflug bei Umweltgütesiegeln, die Bedeutung des Flugverkehrs oder der Tempolimits auf den Straßen, die dunklen Seiten der Wasserkraft bis zu den Raffinessen der Aufforstung: Bäume zu setzen ist eben nicht immer die Lösung aller Klimaprobleme.

Was folgt aus der eingehenden Beschäftigung mit den „Ökolügen“? Verzicht, meint Michael Lohmeyer am Ende des Buchs. Doch dieser Begriff klingt immer noch unattraktiv. „Vergessen wir dabei aber nicht: Die meisten, die im Zusammenhang mit ‚Umwelt‘ das so unzeitgemäße Wort ‚Verzicht‘ in den Mund nehmen, haben ein persönliches, kommerzielles oder institutionelles Interesse daran, dass nicht verzichtet wird, dass also gekauft und konsumiert wird.“ Verzicht sollte also von seiner negativen Konnotation entkleidet werden – denn er kann auch kreativ, befreiend und gesundheitsfördernd sein. Die Erkrankungen von zwei Dritteln der Menschen in Industrieländern haben ihre Ursache im Ernährungs- und Mobilitätsverhalten. Weniger Fleischkonsum und mehr körperliche Bewegung verringern das Krankheitsrisiko, so Lohmeyer: „Wie auch immer ‚Verzicht‘ gesehen werden mag, die Chancen auf einen Gewinn an Lebensqualität überwiegen.“

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