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NSU zeigt alle Modelle

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In der westlichen Welt gibt es heute bereits zahlreihe Automobilisten, die kaum jemals ein Kupplungspedal gesehen, geschweige denn bedient haben. Vor 60 Jahren glaubte man — wahrscheinlich um Verwechslungen zu vermeiden — auf das Kupplungspedal ein „K” und auf das Bremspedal ein „B” auf zeichnen zu müssen. Davon konnte man sich an einem in Wien beim NSU-Generalimporteur für Österreich, E. Frey, ausgestellten Veteranen aus dem Jahre 1908 am Wdedner- gürtel überzeugen. Da stand der grüne, mit „7000 Goldmark” angeschriebene Oldtimer als Anziehungspunkt für die Exposition. 24 PS bei 1800 Umdrehungen und etwas über zwei Liter Inhalt leistete eines der ersten einer langen Reihe von Automobilen, die in Neckarsulm vor 60 Jahren gebaut wurden, jener Firma, deren Weltruhm allerdings die später große sportliche Erfolge erzielenden Motorräder begründet haben. NSU hat also „vierrädrig begonnen”, was heute oft vergessen wird. Interessant ist übrigens, daß der erste Beitrag zum Automobilbau eine Lieferung von Fahrgestellen der „Neckarsulmer Fahrradwerke A. G.” an Herrn Gottlieb Daimler für seinen Stahlradwagen war. Das war bereits Anno 1888. 1892 entstand aus dem Ortsnamen Neckarsulm der heutige Firmenname NSU.

Die ersten 100 Motorräder kamen 1900 heraus, sie waren ebenso wie die Motorwagen sportlich erfolgreich, verhalten dem Werk zu großen Verkaufserfolgen, dann kam die Zeit der reinen Motorradproduktion, bis man sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges auf die automobilistische Tradition besann und 1958 den NSU-Prinz II in Serie gehen ließ. Schon ein Jahr später wurde der inzwischen an 15 Lizenznehmer vergebene Wankel-Kreis- kolbenmotor von NSU erstmalig vorgestellt. 1963 9ah man ihn in Frankfurt bereits in einem Wagen eingebaut (im selben Jahr ging übrigens der 1000 L in Serie), und auf der letzten Frankfurter Automobilausstellung konnte auch der Zweischeiben-Kreiskolben- motor gezeigt werden. Ebenfalls ins Vorjahr fällt die Produktion des luftgekühlten Vierzylinder-Reihenmotors des Typs 110, der für Österreich mit einem 50-PS-Motor ausgerüstet ist, und des an die großen sportlichen Erfolge in der Tourist-Trophy erinnernden Typs 1000 TT, dessen 1100-ccm-Motor mit 55 PS die sportliche Version des genannten Einliterwagens darstellt. In der Sonderschau waren alle in Österreich verkauften Fahrzeuge vertreten, an der Spitze — auch preislich — steht der NSU-Spider mit Wankelmotor, Drehzahlmesser und Scheibenbremsen — 50 PS bei einem Kammervolumen von 500 com —, mit 68.500 Schilling, bis hinunter zur billigsten Standardausführung des Prinz 4, die bloß 29.850 Schilling kostet. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine ganze Reihe von Spezial- und Luxusausführungen in allen möglichen Preislagen.

Bei der aus Anlaß der Eröffnung der Ausstellung veranstalteten Pressekonferenz, der auch prominente Behördenvertreter beiwohnten, erklärte Dipl.-Ing. Franz Krizek von der TH Wien — ein Assistent des Vorstandes der Lehrkanzel für Verbrennungskraftmaschinen, Prof. Eberan-Ebeihorst — auf Fragen die neuesten technischen Errungenschaften des NSU-Wankelmotors: Durch Umkonstruktion der Ölwanne wurde der Ölverbrauch gesenkt, durch Verlegung der Einlaßschlitze in die Wände eine günstigere Füllung und eine besser beherrschbare Gassteuerung erzielt, so daß sich nunmehr auch im unteren Drehzahlbereich ein besseres Drehmoment erzielen läßt.

Interessant war auch die Feststellung eines Sprechers des Werkes, daß der Spider auch heuer nur in einer beschränkten Serie — augenblicklich 15 Stück pro Tag — erzeugt wird und daß auch für später keine Großserie in Frage kommen dürfte, doch wind noch heuer das mit Spannung erwartete NSU-Wan- kelautomobil mit einem Zweischeiben-Kreis- kolbenmotor von zirka 100 bis 120 PS vorgestellt werden und in Serie gehen. Über den Stand der Verhandlungen mit Citroen sei vorläufig nichts Neues zu berichten, es stehe fest, daß über die „Comobile”-Gesellschaft ein Gemeinschaftswagen geplant ist, zu dem Citroen die Karosserie und NSU den Wankel- Motor liefern werden. Über Produktionsbeginn, Größe der Serie wurde nichts verlautbart.

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