„Warum lachst du?"„Ich hab' doch gar nicht ge- lacht...?"„O ja, ich hab' genau gesehen, daß du hinübergelacht hast..."„Da hast du falsch gesehen. Mir ist nicht zum Lachen."„Aber der Mann drüben lacht ja noch herüber..."„Soll er lachen. Ich hab' ihm kei- nen Grund gegeben. Wahrschein- lich lacht er über dich."„Über mich??... Warum sollte er über mich lachen? Bin ich lächer- lich, weil ich neben dir sitze?..."„Du bist lächerlich mit deinem Fragen..."„Aha! - woher weiß er denn, daß ich frage? He?? Weil du ihn so ange- sehen
Stände ich vor der Aufgabe, ein Kochbuchrezept dafür anzugeben, wie man Amerikaner wird, ich empfähle folgendes Verfahren: Man werde mindestens 40 Grad östlich von Greenwich geboren; doch keinesfalls westlich von Lodz und Bialystok. Man verlerne die Muttersprache, lerne aber keine neue. Man verwende die in der deutschen Sprache konsumierten Fehler als Baugerüst für die englische. Man behalte den Hut auf dem Kopf; stülpe ihn aus der Stirn, daß er über die Ohren hängt. Man betrachte jede Sitzgelegenheit als Fußstütze; gehe an keinem Tisch, Barpult oder Klavier vorbei, ohne sie als
Der Schüler der dritten Gymnasialklasse Alois Czeczowicza, Sohn des gleichnamigen Zollbeamten und selber bereits in den Windeln der Beamtenlaufbahn vorbestimmt, kam von der Zeugnisverteilung zum Mittagessen nach Haus.„Vater“, sagte der Knabe, „darf ich in dieser vorgerückten Stunde dem Gefühle Ausdruck geben, zu speisen zu wünschen …?“„Essen willst?“ meinte der Vater.„Der Gedanke, dem Du Ausdruck verleihst, weckt in meinem Herzen ein frohes Echo“, entgeg- nete der Sohn.„Also hast kan Hunger?“„Im Gegensatz zu der von Dir in diesem schicksalsschweren Augenblick
Ein kleiner Friseurladen auf der Ringstraße, in unmittelbarer Nähe der großen Hotels. Der Gehilfe, der mifch bedient, ist heiter, zutunlich, gesprächig. Der Meister dagegen trägt einen gepflegten grauen Professorenbart zur Schau und ebensolche Umgangsformen. Die Tür geht auf, herein tritt ein hochgewachsener schlanker Herr unbestimmbaren Alters. Adrett, gipsern, leicht vorgeneig-ten Hauptes. Er spricht die sogenannte Armeesprache… jenes noble k. u. k. Salondeutsch, in dem als Spektralfarben sämtliche österreichischen Landessprachen vom Ungarischen bis zum Böhmischen schimmern. Also
Der Österreicher Ferdinand Hinbestellt erwacht eines Morgens. Ein schwerer Druck liegt auf seinem Herzen.Er hat an diesem Tage: a) einen wichtigen eingeschriebenen Brief abzusenden, b) einen Postscheck zu beheben, c) um Stundung der Einkommenssteuer pro 1926 nachzusuchen, d) sich einen neuen Paß zu beschaffen, da der -alte abgelaufen ist.Noch im Halbschlaf umschwirren sein Ohr die Worte: „... da gengan S' dritte Stiege, zweiterStock, Abteilung 34, lassen S' sich's abstempeln, gehen dann hinüber, Hauptportal links, zweite Stiege, vierter Stock, Abteilung 17 ... am Montag mit dem Herrn
Einen „Sprechsteller“ nannte ihn Kurt Tucholsky, und die Kaffeehaus-Szene Wiens wurde um ein Original ärmer, als der Mann mit dem Monokel 1938 nach New York emigrieren mußte: Anton Kuh. Uber tausend Zeitungsartikel des selbstbewußten Bohe-miens, der Karl Kraus mit beißender Ironie attackierte, sind bereits bekannt.Im Zuge der Recherchen für meine Dissertation stellte mir Hans Weigel eine Rarität zur Verfügung: Anton Kuh bearbeitete1932 für die Berliner Volksbühne den „jumpacivagabundus“ von Johann Nestroy. Die Bearbeitung selbst ist bis heute verschollen.Was aber dank Hans