Der Atomsperrvertrag, der zwischen den USA, der UdSSR und Großbritannien im Gespräch ist, läht die Wogen der Diskussion in Europa, vor allem aber in der Bundesrepublik Deutschland hochgehen. Dr. Arnold K 0 n z I i, Politologe und Psychologe an der Universität Basel, den Lesern der „FURCHE“ durch besonders profilierte Beiträge zu Themen der Weltpolitik bestens bekannt, nimmt mit scharfen, kritischen Worten gegen die Haltung einiger Persönlichkeiten und Zeitungen der Bundesrepublik Stellung. Die „FURCHE'' könnte sich vorstellen, dafj die Akzente von KOnzlis Beitrag etwas differenzierter gesetzt werden könnten. Wir stimmen zwar mit Künzli in der Bejahung des Sperrvertrages voll und ganz überein — das ist ja auch der Standpunkt der österreichischen Bundesregierung. Aber wir sind der Auffassung, dafj jene Einwände, die vor allem eine Ausschließung der Bundesrepublik von der friedlichen Nutzung der Atomenergie befürchten, mildere Zensuren verdienen. Es sollte vielleicht mehr zwischen den Gegnern des Atomsperrvertrages sowie jeder Entspannung und denjenigen unterschieden werden, die nur zu einigen Punkten Bedenken anmelden. Die Redaktion
Nach dem Sturze Chruschtschows erhielt die Französische Kommunistische Partei von Freunden Chruschtschows in der Sowjetunion ein „Geheimdokument“ zugespielt, in dem den Gegnern des Gestürzten auf unerbittliche Weise der Prozeß gemacht wird. Die Französische KP wagte es nicht, das Dokument zu veröffentlichen, doch geriet dieses dann in die Hände der Herausgeber des Periodikums „Chronique sociale de France“ in Lyon, einer Gruppe von katholischen Theologen, Philosophen und Wissenschaftlern, die sich in ausgezeichneter Weise um eine Analyse des zeitgenössischen Marxismus und um
Wer Präsident Johnsons Rede in der John-Hopkins-Universität, in der er — endlich — seine Vietnampolitik darlegte, aufmerksam studiert, der entdeckt darin eine neue außenpolitische Konzeption. Diese ist zwar erst in Umrissen sichtbar, doch geht man wohl kaum fehl in der Annahme, daß hier versucht wurde, so etwas wie eine „Johnson-Doktrin“ zu formulieren. Der amerikanische Präsident hat in dieser programmatischen Rede einerseits Nordvietnam und der Sowjetunion eine Hand hingestreckt — daß die andere Hand weiterhin eine geladene Waffe auf NordVietnam richtet, hebt den Wert dieser
Die wichtigsten Ereignisse in der Politik sind nicht immer diejenigen, die sich die Schlagzeilen der Presse erobern. Wollte man den Schlagzeilen vertrauen, müßte man zu der Überzeugung gelangen, daß sich auf dem Gebiete der Abrüstung in der Sowjetunion entweder überhaupt nichts tut oder jedenfalls nichts von Bedeutung geändert hat.Zahlreiche Gespräche in Moskau und Leningrad mit prominenten Persönlichkeiten von Politik und Wissenschaft, die sich mit Abrüstungsfragen befassen, haben mich jedoch davon überzeugt, daß dieser Eindruck falsch ist und daß sich im Gegenteil im
Ein kalter Herbstwind fuhr über den Roten Platz. Es war wenige Tage nach Chruschtschows Sturz und der Zufall wollte es, daß an dem Nachmittag das Lenin-Mauso- leum geschlossen war und man somit auch keinen Zutritt zu den Grabstätten hinten an der Kremlmauer erhielt, wo man nach den bekannten dramatischen Ereignissen auch Stalin beigesetzt hatte. Man sah bloß, daß dort bei den Gräbern zwei Arbeiter standen und an der Mauer herumhämmerten. Es wirkte gespenstisch, und der erste Gedanke war: Graben sie nun den Stalin wieder aus, um ihn zurück ins Mausoleum zu tragen?Die Wirklichkeit war
Eines der Hauptargumente Moskaus in seiner bissigen Auseinandersetzung mit Peking lautet, die Chinesen mißachteten die Gefahren der Atombombe, die sie als einen „Papiertiger” bezeichneten, und erhofften von einem Atomkrieg sogar eine Förderung des Kommunismus: „Das Zentralkomitee der KP der Sowjetunion … kann die Ansichten der chinesischen Führung über die Schaffung einer tausendmal höheren Zivilisation’ auf den Leichen von hunderten Millionen Menschen nicht teilen”, heißt es etwa in dem berühmten offenen Brief Moskaus an Peking vom Juli 1963.Wie weit entsprechen diese
Während heute alles wie gebannt auf die Auseinandersetzung zwischen Moskau und Peking blickt, wird einem anderen Geschehen im Weltkommunismus, obgleich es mit dieser Auseinandersetzung in engem Zusammenhang steht, nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt: dem „stillen Revisionismus“, mit dem dieser langsam, behutsam und unter vielerlei Tarnungen vom marxistischen Dogma abzurücken beginnt. Es ist auch ideologisch Bewegung in den Kommunismus gekommen, und obgleich davon nicht unmittelbar spektakuläre Ergebnisse zu erwarten sind, handelt es sich doch um ein Geschehen, das auf
Wird man demnächst sowjetische Propagandafilme kontra Peking zu sehen, sowjetische Erzählungen und Romane mit antichinesischer Tendenz zu lesen bekommen? Werden in der harten Auseinandersetzung zwischen Moskau und Peking nun auch die Künstler mobilisiert und an die ideologische Front geschickt?Einige Entwicklungen im Verhältnis zwischen Partei und Künstlern aus der jüngsten Zeit lassen die Vermutung zu, daß diese Fragen vielleicht bejaht werden können. Offenbar war es Peking, das auch auf diesem Gebiet zur Offensive übergegangen ist, denn laut „Pravda“ haben die Chinesen an