„Alle Jahre wieder“ — wenn während der Budgetverhandlungen Meldungen über die „Wünsche der Agrarier“ nach einer „Aufstockung des Grünen Planes“ durch den Blätterwald rauschen, sind breite Kreise der nichtbäuerlichen Bevölkerung nur zu gerne bereit, mit der verärgerten Mahnung an die Bauernschaft zu reagieren, sie möge sich doch ihrer staatspolitischen Verantwortung bewußt sein und nicht durch Forderungen Stabilität und Staatshaushalt gefährden. Ähnlich war auch die Reaktion auf die Berichte von der letzten Semmeringtagung der Österreichischen Volkspartei, bei der
Die Bauern sind unzufrieden, ja verbittert und in wachsender Anzahl zu nachdrücklichen Schritten entschlossen, falls die Erfüllung ihrer seit langem angemeldeten dringenden Wünsche weiter auf die lange Bank geschoben werden sollte. Niemand mehr kann sich gegenüber dieser Tatsache taub stellen, sie verlangt in den letzten Wochen und Monaten immer eindringlicher nach Gehör. Nicht nur in Österreich und nicht nur in Frankreich — wo die gesamte Öffentlichkeit bereits sehr fühlbar auf die unhaltbare Situation in der Landwirtschaft aufmerksam gemacht wurde —, auch in Deutschland und in
Als es in den schicksalshaften Frfih- jahrstagen des Jahres 1945 darum ging, Osterreich wieder zu neuem Leben zu erwecken, war der Osterreichische Bauernbund eine der ersten tragenden Saulen, die in alter, verlafilicher Kraft fur den Neubau zur Verffigung stan- den. Sieben Jahre strengsten Verbotes hatten dem Bauernbund nichts anzu- haben vermocht. Er war so tief in Ge- sinnung und BewuBtsein der osterrei- chischen Bauern verankert und hatte in den Herzen seiner Anhiinger so stark weitergelebt, daB es nur des Rufes der aus Konzentrationslagern und Gefangnissen heimgekehrten Bauern- vertreter
Immer mehr produzieren, um bei gleichbleibenden, ja teilweise sinkenden Erzeugerpreisen die ständig steigenden Produktionskosten wettzumachen — so lautet seit Jahren die Parole der Landwirtschaft in Österreich, in seinen Nachbarländern, in Europa und darüber hinaus. Mit zunehmender Industrialisierung ist die „Preisschere” überall zum Schreckgespenst für die Landwirtschaft geworden, deren todbringendem Zuschnappen man sich nur durch weitere Produktionsanstrengungen entziehen zu können scheint. Auf diese Weise wächst die Erzeugung und wachsen allmählich auch die Überschüsse. Die
Die Lebensmittelversorgung funktioniert seit Jahren wieder reibungslos. An manch nahrhaften Erzeugnissen ist vorübergehend sogar Überfluß vorhanden. Erdäpfel, Roggenbrot und fettes Fleisch etwa sind eben jetzt nicht mehr so gefragt wie einst zu Zeiten der „Normalverbraucher“. Und die Milch hat große Konkurrenz auf dem Getränkemarkt. Daß sie weit billiger ist als selbst Soda- oder Mineralwasser, macht kaum Eindruck auf den Konsumenten von 1960., Wenn auch der Bauer in dieser Wirtschaftswunderwelt leben und verdienen will, muß er sich selbst umstellen, so rät man ihm oder — weil
„Man läßt den Bauernstand allein“ — haben die österreichischen Bischöfe 1956 in, ihrem Sozialhirtenbrief festgestellt und gleichzeitig die „tätige Anteilnahme und das verstehende Interesse des Gesamtvolkes“ nicht nur für die geistigen, sondern sehr bewußt und nachdrücklich auch für die wirtschaftlichen Nöte und Schwierigkeiten des Bauernstandes gefordert. Im selben Jahr 1956 hat das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft den Entwurf eines österreichischen Landwirtschaftsgesetzes fertiggestellt, dessen Verwirklichung nach jahrelangem Ringen noch immer nicht