Die amerikanische pharmazeutische Industrie stellt alljährlich rund 15 Milliarden Kapseln „mind drugs“ her. Auf diese werden Jahr für Jahr rund 200 Millionen Rezepte ausgestellt — ein Fünftel aller Verschreibungen in den USA. Der tatsächliche Verbrauch wird auf das Doppelte geschätzt, da sich ein umfangreicher schwarzer Markt für die an sich rezeptpflichtigen Mentaldrogen gebildet hat. Für Europa liegen im allgemeinen nicht so exakte Zahlen vor, und der Konsum dürfte — wie bei den meisten Moden und Unarten — „nicht ganz“ den amerikanischen Standard erreichen, aber doch sehr beachtlich sein.
„Wenn erst einmal die sozialen Ursachen der Prostitution beseitigt sind, werden die Prostituierten schon andere Ursachen finden“, mokiert sich der tschechische Aphoristiker Gabriel Laub. Setzen wir statt Prostitution Verbrechen, so präsentiert sich uns die gesamte Problematik der Wohlstandskriminalität. Zu den fundamentalen Prinzipien der modernen Sozialpsychologie gehört das Dogma, daß die Kriminalität soziale Ursachen habe, daß sie also in erster Linie materiell (Armut) oder pädagogisch bedingt sei (durch drakonische, wenn nicht gar brutale Erziehungsmethoden, die den Menschen für sein ganzes Leben verwunden). Demnach müßte bei steigendem Lebensstandard und sinkender Autorität der Erzieher die Kriminalität rapid zurückgehen.
Heute ist — speziell bei jungen Menschen, aber nicht nur bei diesen — eine tierisch ernste, ja militante Haltung in Sexdingen dominierend, die in krassem, oft einfach lächerlichem Gegensatz zu der heute ohnehin allgemeinen Großzügigkeit steht. Mit verbissenen Gesichtern und allem Anschein von enormen Kraftakten werden heute offene Türen eingerannt. Mit sturer Konsequenz wird in die Regionen des sexuellen Exzesses, der Pornographie und der Perversität vorgestoßen, um nur ja spektakuläre und lautstarke Scharmützel mit der da und dort — etwa in staatlichen Zensurstellen —
Ein junges Mädchen aus Wien, dem das Leben „alles gegeben hat“ (um den Illustriertenjargon zu gebrauchen) — Schönheit, Karriere, Erfolg — kletterte im letzten Sommer in der Nähe von New York auf einen Baum und stürzte tödlich ab. Unfall? Verbrechen? Selbstmord? Wenn wir noch in der Zeit lebten, in deir die Totenmaske der Unbekannten aus der Seine die Jungmädchenzimmer dekorierte und Romane ä la Muschler oder Agnes Günther verschlungen wurden, so würde die Legende vom armen reichen Seelchen mit seinem geheimen Schmerz nicht aufzuhalten sein. Wäre noch die Pseudomoral eines
Die Mordserie von Hollywood häjtte als Alarmzeichen verstanden werden müssen. Es reichte nur zur Sensation. Die Filmprominenz — und was zu ihr gehören möchte — überstürzte sich in Beteuerungen, „beinahe” auch zu den Toten gehört zu haben, emsig bemüht, noch aus Leichen Reklamekapital für sich selbst zu schlagen. Geschmacklosigkeit war wieder einmal Trumpf.