Raidom ist seit Juni 1975 Wolwod-schaftssitz und hat 170.000 Einwohner, davon 50.000 selbstbewußte Arbeiter — von ihnen sind 40.000 in staatseigenen Betrieben beschäftigt —, die ihren in der kapitalistischen Zeit begonnenen „Klassenkampf“ auch seit der kornmunistischen Machtübernahme mit Streiks und anderen wirksamen Mitteln fortgesetzt haben. Die „Walter Metallwerke“, die Kleinkaliberwaffen und -munition erzeugen, sind seit eh und je eine Hochburg des Widerstands der Werktätigen. Hier und in der staatlichen „Radoskor-Schuhfabrik“brach ein Streik wegen der
Die Staatsanwälte in Prag und Warschau veranstalten winterliche Treibjagden auf politisches Freiwild, auf „westliche Spione“ und „Verschwörer“. Die zwei spektakulärsten Prozesse sollten nicht unerwähnt bleiben, denn bald werden neue Opfer der Spionagejustiz vor Parteirichter gestellt werden.Der Prager Städtische Gerichtshof hat den bekannten Journalisten Ar-nost Prazak (bürgerlicher Name: Ar-nost Vrajik) zu zehn Jahren Gefängnis sub titulo Spionage und Verletzung der Währungsvorschriften verurteilt. Um dem Fall das notwendige Gewicht zu verleihen, wurde der Fall vom
Polens Intelligentste sucht auch heute noch Antwort auf die Frage, warum der namhafte letzte polnisch-jüdische Schriftsteller und Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Forum“, Jan Gerhard, in der zweiten Augusthälfte in seiner Warschauer Wohnung ermordet wurde. Er war wahrhaftig der letzte der einst berühmten jüdischen Literaten Polens, bislang vom Innenministerium in Schlüsselpositionen belassen, ja sogar vom Judenfresser Moczar selbst geduldet.
Seit der westdeutschen Anerkennung der polnischen Westgrenze und dem Ausbruch der Arbeiterrebellion sind die Warschauer Begimereaktionen gegenüber dem Vatikan konzilianter, wenn auch noch inuner entschieden kritisch. Kein eiskalter Wind weht mehr vom Osten her. Zwar ist der Eispanzer nicht geschmolzen, aber auf der Oberfläche taut es langsam, seit die Kirche sich an die Seite der rebellierenden Werktätigen gestellt und Bonn den Oder-Neiße-Grenzgarantievertrag unterzeichnet hat.
Aus einer offiziösen Warschauer Radiomeldung geht hervor, daß die „Gesellschaft für Entwicklung westlicher Territorien", die 1957 gegründet worden war, aufgelöst wvirde. Sie hatte die Aufgabą das Interesse des ganzen polnischen Volkes für die Probleme der ehemaligen deutschen Gebiete zu wecken, wachzuhalten und die Eingliederung voranzutreiben. Sie sollte eine „soziale Initiative zur Weiterentwicklung der ge-woimenen Gebiete" entfalten, die sozialen Verbindungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten pflegen und die Integration der Westgebiete durchführen. Auch unter den
Daß Edward Gierek mit einer derart sensationellen historisdi-künstleri-schen Überraschung, ja mit einer Sensation gerade in diesen Tagen aufwarten würde, hätte kein Pole erwartet. Der neue Parteiführer lud „führende Repräsentanten kreativer Kreise" ein, um mit ihnen über die grundlegenden Probleme des „politischen, sozialen und Wirtschaftslebens" und „die gegenwärtigen Schwierigkeiten" zu beraten. Ein ganz natürlicher Vorgang in einer Notlage. Gierek informierte die Anwesenden außerdem darüber, daß er und das Politbüro den Wiederaiifbau des Königssdiüosses in Warschau
Edward Gierek und seine Mitarbeiter besuchten die Warschauer Stahlwerke und der „Liquidator der Wirtschaftsmisere“ sprach in jeder Abteilung die Arbeiter „herzlich und ergebenst" an. Am selben Tag empfing er eine Delegation der Volksarmee unter der Leitung des Verteidigungsministers General Wojciech Jaruzelski, der eine Meldung über die „Stärke der Verteidungs- kapazität“ — gemeint war die Verteidigung gegen Unruhestifter — erstattete.In seiner Neujahrsansprache wie auch in anderen öffentlichen Reden versprach Gierek wahre Zauberkünste der Staatsführung, nämlich die