Ein polnisches Sprichwort lautet: „Ein Gast im Hause heißt Gott im Hause.” Dieses läßt sich jedoch schwerlich auf die seit 40 Jahren in Polen stationierten Sowjettruppen beziehen. Die unwillkommenen Gäste zögern beim Verlassen des Landes. Das hat sogar das US-amerikanische Außenministerium in Erstaunen gesetzt. Die Sprecherin des US-Außenamtes, Margaret Tutwiler, hat kürzlich bemerkt, daß der Abzug der Roten Armee aus der CSFR und aus Ungarn 1991 endet.In Polen beginnt man st heuer mit diesem Unternehmen. Die Räumung Polens von Sowjettruppen soll laut einer Erklärung Moskaus
Die chronische polnische Krankheit heißt Geldnot. Auf der Straße hört man nicht selten solche Kommentare: „Wir persönlich haben doch keine Schulden gemacht. Ich bin nicht der, der sich 46 Milliarden Dollar ausgeliehen hat. Das haben ,sie' gemacht." Gemeint sind natürlich die Kommunisten.Die 46 Milliarden Staatsschuld -gegenüber dem Pariser und Londoner Klub als den größten polnischen Gläubigervereinigungen -lasten enorm auf der Wirtschaft des reformierten Staates.Dank der von Präsident Lech Walesa und Premier Bielecki sowie dem alt-neuen Finanzminister Leszek Balcerowicz
In diesem Jahre haben in Wars-zawa den ersten Weihnachtsbaum Amerikaner aufgestellt. Das ist der größte Baum. Wie man hört, steht ein ebensolcher Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus. Hier nennt man manchmal das Gebäude, vor dem der Christbaum angebracht wurde, ein „Graues Haus". Eine solche graue Farbe hat nämlich das Königsschloß in Warsza-wa. Vor einem Jahr noch war kein Weihnachtsbaum vor dem Königsschloß, nur ein sowjetischer Nikolaus ging dort spazieren. Es scheint, daß jetzt der Nikolaus gegen eigene Probleme ankämpft. Dagegen konnte der reiche Onkel aus Amerika es sich
Der überzeugende Wahlsieg im zweiten Anlauf brachte Lech Walesa zwar 74,25 gegen 25,75 Prozent der Stimmen seines Kontrahenten, dem politischen Abenteurer Stanislaw Tyminski. Dieser Sieg bleibt aber bei einer Wahlbeteiligung von nur knapp über 50 Prozent ein Pyrrhussieg. Der erste, nach vierzig Jahren demokratisch gewählte Präsident Polens weiß, welche Aufgaben ihn in Warschau erwarten. Noch diese Woche will er dem Parlament den neuen Regierungschef vorschlagen. Den Vorsitz in der Gewerkschaftsbewegung „Solidar-nos"d" hat er bereits zurückgelegt. Als Favoriten für eine
Lech Walesa, der heute, den 28. Juni, im Austria Center in Wien über den Weg Zentraleuropas zur Demokratie spricht, hat in Polen seines einzelgängerisch- undemokra tischen Verhaltens wegen viel an Sympathie eingebüßt. Eine große Zahl von führenden Intellektuellen hatdem Gewerkschaftsführer, der ständig zwischen gewerkschaftlicher und parteipolitischer Betätigung schwankt, die Gefolgschaft aufgekündigt.Was die FURCHE am l.März dieses Jahres diagnostizierte, ist nun Wirklichkeit geworden. Der sogenannte linke Flügel der Solidarnosc-Plattform -darunter Bronislaw Geremek, Adam Michnik,