Er hat sich jahrlang davor gescheut, Mahler zu begegnen; sogar dessen „Fünfter“ (cis-Moll), die so etwas wie einen Einstieg in die Welt dieses Meisters der Resignation, der Weitentsagung und Melancholie bedeutet. Aber für ihn bedeuteten diese Jahre doch eine Konzentration auf Mahlers symphonisches Oeuvre, ein Neudenken dieser fremden Klangwelt, die er sich mit Pingerübungen, etwa an Schönbergs „Verklärter Nacht“ langsam, Schritt für Schritt, erobert hat.Nun dirigiert Herbert von Karajan Mahler. Er hat sich damit gleich in die erste Reihe der Großen gestellt. Die Aufführung mit
Fürs europäische Welttheater sollte es eine Art Krönung und Vollendung sein: Eine Zusammenschau von Ideen, ein Verflechten von Entwicklungen, ein Resümee abendländischer Welttheatertendenzen; ein „Spiel vom Ende der Zeiten“ ... Romantische Kunstinterpretation, kulminierend in der Deutung der Kunst als Sinngebung des Lebens, bindet da Mysterienspiel, Völkstheater, antike Dramenvorstellungen, mit dem Ziel, die Besinnung auf das Humane zu wecken.
Halbzeit bei den Salzburger Festspielen, vor allem im Hinblick auf die großen. Orchesterkonzerte, in deren Rahmen sich bereits Karojan, Böhm, London-Symphony-Chef Andre Previn, Horst Setin, Sawal-lisch, Dohnanyi, Ozawa präsentiert haben. Natürlich mit den für Salzburgs Festspiele charakteristischen Programmen, das heißt mit Mozart im Ubergewicht und kleinen Absteche—n in die Romantik, zu Bruckner, Berlioz, Mendelssohn, Schubert... Ein Ausbrechen da und dort zu Weill oder gar zu Schostakowitschs „Achter“ (op. 45), einem bombastischen, patriotisch -partei tagsschwan -geren Stück,
Seit der Premiere im vergangenen Salzburger Festspielsommer ist Mozarts „Cosi fan tutte“, gewiß eine der im Gesamtkonzept vollendetsten Produktionen Karl Böhms mit seinem Lieblingsregisseur Günther Rennert (Ausstattung: Ita Maximow-na), ungeschlagenes Ereignis, in Spiel- und Gesangskultur, Witz, blankpolierten Pointen gleichrangig dem Erfolgs-„Figaro“ der beiden Künstler. Die überragende Klarheit und Disziplin dieser Inszenierung wirkte diesmal noch stärker, weil die Konturen sich verschärft haben: Was beim erstenmal noch Tändelei, starke Übertreibung, exaltierter Witz eines
Mozart regiert diesmal das Opernprogramm der Salzburger Festspiele: „Idomeneo“, eine Neuproduktion Karl Böhms, Gustav Sellners und Jörg Zimmermanns, und „Die Hochzeit des Figaro“, 1972 von Herbert von Karajan und Jean-Pierre Ponnelle erstmals herausgebracht, sind bereits absolviert, „Cosi fan tutte“ und die ..Entführung“ folgen demnächst. Das erwartete große Opernereignis freilich bescherte auch dieser „Idomeneo“ zur Eröffnung nicht: Hätte nicht Karl Böhm zumindest musikalisch eine imponierend dramatische, leidenschaftlich erregte Aufführung zustande gebracht, wäre das Debakel vollkommen gewesen.
Zum siebentenmal bat Herbert von Karajan zu seinen Salzburger Osterspielen, und die allzeit treue Schar seiner Anhänger, vor allem aus deutscher Wirtschaft und Inlustrie, kam. Erstmals freilich begnügte er er sich mit ausschließlich aufgefrischten Inszenierungen: Zur Eröffnung mit Wagners „Rheingold“ in der Produktion von 1969, allerdings mit zahlreichen Neubesetzungen, und dann mit dem vorjährigen „Tristan“. Und 1974 werden — wie Karajan bereits früher ankündigte — eine Neuinszenierung der „Meistersinger'-1 und später des „Parsifal“ nachfolgen.Wenn dieses