Der westliche Pazifismus ist ein Weg in den Totalitarismus. die furche 31. 10. 1986Leben um jeden Preis, das ist eine Schande. Jedenfalls für mich.Lieber rot als tot, das bedeutet in der Tat Frieden um jeden Preis. Man könnte die Parole auch variieren. Etwa so: lieber braun als tot, lieber faschistisch als tot, lieber unmenschlich als tot. Lieber rot als tot, das bedeutet in der Praxis, jeglicher Art von Erpressung nachzugeben, die Politik der Stärke, die Politik des Stärkeren anzuerkennen. Das bedeutet, die Demutsgebärde zu machen, bevor die Auseinandersetzung überhaupt beginnt.Ich
Der französische Historiker und Politologe mittlerer Generation, Jacques Rupnik, hat vor einigen Monaten in seinem historisch-politischen Essay über das Ende des Kommunismus und das Wiedererwachen der Nationalismen in Osteuropa eine Hypothese vorgestellt, daß „der Kommunismus einem Fegefeuer gleiche, aus dem die Menschen im östlichen Europa nun hervortreten und etwas mitbringen: die Erfahrung von vierzig Jahren Widerstand. Das sei die wahre Schule der Demokratie, die allein imstande ist, die nationalistischen Kräfte zu integrieren. In der Tat hat die Erfahrung des Kampfes um die
In der Bundesrepublik Deutschland sehen wir Polen einen modernen, demokratischen Staat, in dem viele Menschen - sicher nicht alle—mehrere politische Gruppen und Parteien - sicher nicht alle - und beide christlichen Kirchen viel aus der neuesten Geschichte gelernt haben.Wir sehen in der Existenz dieses Landes nicht nur eine inzwischen bereits bestätigte Chance auf weitgehende geistige Umgestaltung eines europäischen Volkes, welches sicher eine kurze Periode schrecklicher politisch-geistiger Krankheiten durchgestanden hat, wir sehen auch — vielleicht zum ersten Mal seit einigen
Wladyslaw Bartoszewski hat Auschwitz und die stalinistischen Gefängnisse erlebt. Leben um jeden Preis ist für ihn eine Schande. Um jeden Preis - ohne Freiheit - gibt es aber auch keinen Frieden. Ein Auszug aus der Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1986.
Ich habe dieses Land selbst nicht gewählt. Ich habe Auschwitz nicht ausgesucht. Auch habe ich in Polen den Einmarsch der Russen nicht begeistert begrüßt. Ich hätte bei uns lieber die Amerikaner und die Engländer gesehen. Polen wäre mir als neutrales Land lieber. Mindestens so neutral wie Finnland, eher noch wie Österreich. Aber wir, die anderen, sind denen, die bürgerlich und normal leben, eigentlich überlegen. Wir sind eben unangepaßt.Ich lebe in einem Land, in dem ich zu einer kleinen Minderheit gehöre. Nicht wegen meiner Welt-anschauung, meiner Zugehörigkeit zur katholischen
Polen ist der einzige Siegerstaat des Zweiten Weltkrieges in Europa welcher Territorium verloren hat. Viel schlimmer und schmerzhafter war aber ein Verlust von über sechs Millionen polnischer Bürger, darunter eine Hälfte polnischer Juden und eine Hälfte Christen. Um das klarzumachen:Jeder dritte polnische Rechtsanwalt, jeder vierte Universitätsprofessor oder Dozent, jeder vierte römisch-katholische Priester, jeder fünfte Oberschullehrer in Polen ist während des Zweiten Weltkrieges gefallen, meistens aber umgebracht worden.In dem verbluteten und stark ruinierten Land (die Millionenstadt