Als sogar Springer liberal wurde

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Er gründete, als es in Österreich noch kein Nachrichtenmagazin gab –1970 –, das profil. Und hatte ein halbes Jahr zuvor schon den Trend ins Leben gerufen – in Sachen Wirtschafts-Medien war Österreich damals auch noch ein entwicklungsfähiges Land. Den wirklichen Parforce-Ritt traute sich Oscar Bronner allerdings erst 18 Jahre und eine vergangene New Yorker Lebensphase später zu: In das noch lange als „Medienalbanien“ apostrophierte Österreich wagte er sich mit der Neugründung einer Qualitäts-Tageszeitung.

Ein Land mit verkümmerter liberaler und schon gar keiner linksliberalen Tradition – sieht man von Segmenten der Gefolgschaft Bruno Kreiskys ab (aber der war anno 1988 auch schon längst in Pension) – mehr als ein Wagnis. Und ein Unterfangen, dem das Establishment des Landes Prügel vor die Füße warf: Keine Bank gab Kredit – in der streng aufgeteilten Medienlandschaft störte der Standard nur. Also musste ein Gottseibeiuns einspringen: Österreich ist für allerlei Treppenwitze der Geschichte gut. So auch für den, dass der bekanntlich super-liberale Springer-Verlag sich beteiligte, sodass der Standard auf den heimischen Markt kommen konnte.

Ein paar Jahre später hat Bronner diesen Makel in seiner verlegerischen Biografie beseitigt, und als er später wieder auf Partnersuche war, hielt er sich an den Süddeutschen Verlag, der doch ein Stück weit mehr Renommee darstellte. Von diesem hat er sich vor kurzem auch schon wieder verabschiedet – und firmiert als Alleineigentümer.

Vor 20 Jahren hätten wenige auf den Standard gewettet. Doch heute ist er hoch etabliert – und aus der Presselandschaft Österreichs kaum wegzudenken. Bei der Mediaanalyse hat er seit Jahren die Nase vor der Presse. In der Auflagenkontrolle hingegen ist es genau umgekehrt. Warum das so ist? Wahrscheinlich, weil es sich um Österreich handelt. In diesem Land gehen auch die Uhren der Reichweiten-Messer unterschiedlich.

Soll sein, solange beide Qualitätszeitungen (über)leben.

„Vor 20 Jahren hätten nur wenige auf den ‚Standard‘ gewettet.“

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