Angeben für Fortgeschrittene

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Robin Dunbar fasst das Phänomen der Freundschaft gern in Zahlen: Durchschnittlich fünf sehr intime Freunde habe jeder Mensch, errechnete der Psychologe von der University of Oxford -vertraute Familienmitglieder eingeschlossen. Dazu kämen weitere 15 enge Freunde sowie 50 gute Freunde. Insgesamt summiere sich die Zahl aller Freunde im Durchschnitt auf 150. Davon streng zu unterscheiden seien die 1500 landläufigen Bekannten.

Nimmt man Dunbar beim Wort, dann ist der Begriff "Freund" auf der Social-Media-Plattform "Facebook" weitgehend unangebracht: Durchschnittlich 342 "Freunde" hat jeder Facebook-User, wie eine internationale Studie 2013 zu Tage gefördert hat. Manchmal sind es auch tausende - und zwar nicht nur bei Prominenten.

Freundschaft im Wandel

Wie Facebook und Co. unser Verständnis von Freundschaft verändert haben, ist bis heute umstritten. Warnen die einen vor einer "Entwertung" des Freundschaftsbegriffs, so betonen die anderen, dass jedes neue Medium seine eigenen Spielregeln generiere und die allermeisten Nutzer klar zwischen tatsächlichen, engen Freunden und virtuellen "Friends" unterscheiden könnten.

Tatsache ist, dass sich vor allem die Darstellungsweise von Freundschaft dramatisch verändert hat: Erstmals wird diese persönliche Beziehung öffentlich repräsentiert und damit zum Statement. Wie offline erhöht sich auch online mit der Zahl der Freunde das Sozialprestige. Personen mit wenigen Freunden versuchen deshalb, ihren Freundeskreis zumindest auf ein durchschnittliches Maß zu erhöhen. Gegenüber jenen mit mehr Kontakten keimt nicht selten Neid - wie auch beim Durchstöbern von Profilen, in denen Privat-und Berufsleben oft in den blumigsten Farben geschildert werden. Dies könne bis hin zu Depressionen führen, stellten Forscher der University of Missouri-Columbia fest.

Martha S., 39-jährige PR-Expertin und dreifache Mutter, empfindet Facebook trotzdem als Bereicherung: "Ich habe etwa 230 Freunde, aber die kenne ich alle persönlich", erzählt sie. Durch Facebook würden bestehende Freundschaften intensiviert, zugleich könne sie mit alten Freundinnen und Freunden, die sie sonst leicht aus den Augen verlieren würde, in Kontakt bleiben.

Für Jugendliche ist die Selbstdarsteller-Plattform der Mittelalterlichen mit ihrer zweifelhaften Datensicherheit längst uninteressant geworden. Sie organisieren sich lieber über den kostenlosen Nachrichtendienst "Whatsapp", der ähnlich wie SMS funktioniert. Erreichbarkeitsdruck und Zeitaufwand sind hier oft enorm, weiß Gerit Götzenbrucker vom Wiener Publizistik-Institut. Doch die Angst, aus einem Freundschaftsnetzwerk herauszufallen, ist größer. (dh)

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