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"Die Orestie" von Aischylos in einer eigenen Fassung am Schauspielhaus Salzburg

Orest tötet die Mutter, weil er nicht anders kann und darf. Auf diese Tatsache legt Aischylos großes Gewicht. Der Fluch, der auf dem Atridenhaus liegt, zieht sich in der "Orestie" durch alle drei Teile: "Agamemnon", "Die Totenspende" und "Die Eumeniden". Das Schauspielhaus Salzburg legt dazu eine eigene Bühnenfassung ihres künstlerischen Leiters und Regisseurs dieses Projekts, Robert Pienz, vor. Mit äußerlich starkem Erfolg, aber wenig zwingend in der Logik dieser Tragödie. Kein großer Wurf.

Die Frage lautet: Ist Orest Opfer göttlichen Zorns oder hat er als Täter selbst Schuld auf sich geladen?

Es geht um die Geschichte vom Ende des Kriegs um Troja: Agamemnon, der griechische Oberbefehlshaber, kehrt nach Hause zurück, seine Gattin Klytaimnestra hat sich in den zehn Jahren seiner Abwesenheit mit Aigisthos zusammengetan, der nach dem Thron des Agamemnon giert, der deshalb sterben muss. Die schwache Begründung: Agamemnon habe vor der Ausfahrt nach Troja seine Tochter geopfert, um die Götter gnädig zu stimmen. Orest, zu Erziehung und Ausbildung außer Haus, kommt zurück und tötet, von der als Sklavin gehaltenen Schwester Elektra und dem Grab des Vaters angetrieben, Aigisthos und seine Mutter.

Drahtzieher der Tat ist aber Phoibos Apollon, die Notwendigkeit des Muttermords entspringt dem Verdikt dieses Gottes, der Orest von Verlust von Hab und Gut bis hin zur Pest alle Strafen androht, wenn er den Vater nicht räche. Die Erinnyen tauchen auf und treiben Orest durch die Landschaft. Die Göttin Athene nun bestellt ein - menschliches - Gericht, den Areopag, als Letztinstanz zur Entscheidung über Orests Schuld am Mord oder Zwang durch den Gott. Die Rachegeister wandeln sich, durch Argumente überzeugt, zu wohlgesonnenen Mächten, zu Eumeniden, die Orest bei Stimmengleichheit freisprechen. Die athenische Polis setzt im Streit zwischen Menschen und Furien auf den Spruch der Menschen.

In Salzburg ist Christoph Kail der schwächelnde Orest, ein verlegen-zögerlicher Collegeboy, der dann doch zum Schwert greift. Daniela Enzi beherrscht hingegen als rasende Klytaimnestra die Szene und das Stück.

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