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Shakespeare I: Umjubelte "Hamlet"-Premiere in Innsbruck.

Hamlet" steckte schon in diversen Gewändern: im Frack, in Jeans, sogar in nackter Haut. Im Tiroler Landestheater formt die Inszenierung Klaus Rohrmosers einen "Hamlet" (Zadekfassung nach A. W. Schlegel), wie er lebte und kraftvoll leibte ... und kleidet ihn unserer Zeit entsprechend lässig in Hemd und Hose. Die Regie strafft die Handlungsstränge und verknüpft sie zum ganzheitlichen Mordtheater - klug und wortwitzig aus dem vollen Menschenleben und den berühmten, überzeitlichen Zitaten schöpfend.

Da das Mordspiel wie ein Schwamm die Gegenwart aufzusaugen scheint, läuft am shakespeareschen Marktplatz (Bühne: Karl-Heinz Steck) ein dramatisches Geschehen ab, dessen Message heute eine beängstigende Aktualität besitzt. Die vielumstrittene Hamletsche Psychogrammzeichnung ist hintangestellt, die Tendenz zum politischen Drama (mit offensichtlichem Gegenwartsbezug!) wird deutlich, wie auch die menschliche Tragödie, die daraus resultiert - Blut schreit nach Blut!

Stark werkt das Schauspielerteam. Christian Dolezal ist ein großartiger Hamlet, kraftvoll und sensibel zugleich, der einen Mord rächen will, den die machtbesessene Gier seines Onkels (Götz Burger) und die Geilheit seiner Mutter (Johanna Lindinger) ausgebrütet haben. Oswald Fuchs als Polonius zeigt gutes, handfestes Traditionstheater, die Ophelia Judith Kellers spielt anfängliche Blässe zu rasender Sinnlichkeit hoch, Margot Mayrhofer als Horatio bringt konturierte Power über die Rampe.

Shakespeare entwirft das düster-farbige Bild einer Zeit, die "aus den Fugen ist": Mord und Totschlag ziehen erneut Mord und Totschlag nach sich - was uns auch heute ganz und gar nicht unbekannt ist. Da liegen sie schließlich zuhauf, seine Leichen. Und der Rest ist nicht Schweigen, sondern rauschender Beifall eines nachdenklich gewordenen Innsbrucker Publikums.

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