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Carinthischer Sommer: Die einzigartige Kirchenoper "Maria von Ägypten".

Der Weg ist übersät mit Glasscherben. Wie der Fluss Jordan ist er blau ausgeleuchtet und führt in der Mitte der Kirche vom Eingang bis zum Altar. Der dort angebrachte Spiegel lässt ihn mehr als doppelt so lang erscheinen. "Richtet nicht, denn viel mehr als nur ein Weg führt zum Heil": An diesem elementaren Bibelzitat des Textes, der von der orthodoxen Äbtissin Mutter Thekla stammt, haben sich Herbert Kapplmüller und Lisa Stumpfögger bei ihrer gemeinsamen Regie und Ausstattung der Kirchenoper "Maria von Ägypten" (UA 1992) in der eigens revidierten Neufassung von John Tavener, mit der der Carinthische Sommer heuer die Pforten öffnet, orientiert.

Von der Hure zur Heiligen

Und es ist schlichtweg einzigartig, wie es ihnen gelingt, den gesamten Raum der Stiftskirche Ossiach durch einfache Mittel, Licht und Bewegung mit faszinierenden Bildern zu durchfluten und auszufüllen. So lässt der Spiegel zum Altar fallweise durchscheinende Blicke auf die Mutter Gottes (Martina Mikelic singt sie mit großer Mystik) werfen, die hier wie eine echte Altarskulptur thront. Oder es werden auf einem hochgehaltenen Tuch Videosequenzen von Maria eingespielt. Mit vielen Symbolen und Ideen, bei denen auch der exquisite Kammerchor Wien bewegungsmäßig intensiv gefordert wird, wird man vom frühchristlichen Mythos der Maria (von Berit Barfred Jensen glasklar und innig gesungen), die in Ägypten von einer Hure zu einer Heiligen geläutert wird, und ihrer Begegnung mit dem Mönch Zossima (kräftig: Andreas Scheibner) in der Wüste bis zu ihrem Tod im Schoß der Gottesmutter verzaubert.

Bewusste Monotonie

Einem Tinnitus gleich durchdringt permanent nur ein einsamer Ton den Raum, an dem sich alles Musikalische aufhängt. Dazu treten einzelne Glocken-, Flötentöne, selten massive Schlagwerk- und Bläserattacken: Die völlig tonale, klar strukturierte Musik des englischen Sir ist auf das Einfachste und Wesentlichste beschränkt und übt trotz ihrer bewussten Monotonie, die für einige den Abend lang werden ließ, intensiven, mystischen Charakter aus. Die Klanggebilde werden mit hoher Subtilität und Perfektion vom herausragenden "Instrumentalensemble des Carinthischen Sommers" unter Johannes Wildner musiziert.

Carinthischer Sommer -

Ossiach und Villach

Bis 31. 8. 2008

"Maria von Ägypten" von John Tavener Stiftskirche Ossiach: 30., 31. Juli.

13.,14.,28.,29. August um 20.30 Uhr www.carinthischersommer.at

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