Der Traum von der perfekten politischen TV-Talkshow

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Studenten der Universität Koblenz haben Polit-Talkshows im TV analysiert und Verbesserungsvorschläge gemacht.

Anne Will tut es. Sandra Maischberger tut es. Günther Jauch, Reinhold Beckmann und Frank Plasberg auch. Sie alle reden viel, im deutschen Fernsehen, und zwar sehr viel. Ihre Talkshows sind die prominentesten des Landes, aber auf den 3. Programmen und im Privat-TV gibt es noch viele weitere Formate sogenannter Polit-Talk-Shows, die beinahe schon allabendlich beim Wählervolk für Klarheit sorgen sollen. Es aber meistens nicht tun.

Eine Studie der Universität Koblenz hat sich mit den Talkshows befasst und kommt auf 290 Seiten auf das Konzept der "idealen Talkshow“: Die sollte 60 Minuten dauern, vier Gäste haben und "auch den Mut besitzen, etwas zu riskieren“. 35 Studenten haben 22 Talkformate miteinander verglichen und herausgefunden, dass in den meisten Sendungen "zu viel Show und zuwenig Substanz“ steckt.

Kritisiert wurde, dass viele Sendungen zu sehr ins Boulevardeske abdriften, was die Themen und die Zusammenstellung der Gäste betrifft. Die ideale Show müsse "Selbstinszenierung vermeiden und Dynamik und Meinungsdarstellungen aus dem Thema selbst kreieren“, so die Macher der Studie.

"Das Problem der Talk-show steckt schon in ihrem Namen: Sie soll in erster Linie eine Show sein, soll medientauglich sein und eine simple Konversation bieten“, sagt Thomas Bauer, Professor am Wiener Institut für Publizistik. "Dieses Showkonzept ist nicht sehr beweglich, es hat enge Grenzen“, so Bauer.

Erfolg von Talkshows hängt von Gästen ab

Das hat auch die Koblenzer Studie herausgefunden: Themen werden bei Live-Sendungen via Einbindung von sozialen Netzwerken vom Feedback der Zuschauer beeinflusst. Ob Talkshows eine Wirkung auf die politische Meinung der Zuschauer haben, ist kaum untersucht. "Wenn man die Wirkung untersuchen will, müsste man sie kontextualisieren“, so Bauer, der auch darauf hinweist, dass der Erfolg von Talkshows vor allem an den geladenen Gästen liegt: "Interessante, kontroversielle Gäste sind dort gern gesehen, nur gibt es die bei uns derzeit kaum“. In Österreich sei das Format daher - mit Ausnahme der Sendung "Im Zentrum“ - nicht so stark ausgeprägt wie in Deutschland.

Und obwohl Talkshows vor allem zu später Stunde nicht viele Zuschauer anziehen, sind sie ein Aushängeschild der öffentlich-rechtlichen Sender, so die Studie. Die könnten sich dann auf ihren Bildungsauftrag berufen. Angenehmer Nebeneffekt: "Nichts ist so günstig zu produzieren wie Talkshows“, sagt Thomas Bauer. "Im Kosovo zum Beispiel, wo es sehr wenig Geld in der Medienbranche gibt, machen diese Shows einen großen Teil des TV-Programms aus.“

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