Der Zweck heiligt nie die Mittel

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Inserate. Ich weiß schon: Man kann es kaum mehr hören. Aber. Auch aus medienethischer Perspektive sei daran erinnert, dass die Praxis der Vergabe von Inseraten aus öffentlichen Geldern an bestimmte Medien änderungsbedürftig ist.

Man kann nicht auf der einen Seite den Niedergang der Qualität der Öffentlichkeit (und damit den Niedergang der politischen Kultur) beklagen und dann mit dem Verweis auf die Notwendigkeit, möglichst viele Menschen erreichen zu wollen oder zu müssen, jene mit Geld bedenken, die dafür mitverantwortlich sind. Das gilt, wie ich meine, nicht nur für öffentliche Werbekunden - aber für diese ganz besonders. Die Einschaltungen im "öffentlichen Interesse“ sollten dieses öffentliche Interesse nicht nur im Inhalt reflektieren, sondern auch in der Art der Platzierung. Mediendemokratie heißt, trotz aller Relevanz von Kommunikation, Information und Personalisierung, jedenfalls nicht Boulevardisierung des politischen Diskurses! Das Beharren auf Reichweiten als einzigem Kriterium der Platzierung - oder noch schlimmer: der Versuch, Berichterstattung zu kaufen, - sind verantwortungslos. Dass man überhaupt darüber diskutieren muss, dass öffentliche Gelder in Medien fließen, die sich weder dem Ehrenkodex der österreichischen Presse noch den Beschlüssen des Presserates unterwerfen und/oder ihre Eigentümer nicht offenlegen, ist in diesem Kontext mehr als seltsam.

Wir wissen alle, dass es korrupte Medien gibt, die sich für bestimmte redaktionelle Inhalte bezahlen lassen, wir wissen auch, dass da und dort von Medien mehr oder minder klandestiner Druck ausgeübt wird, und auch, dass es hierzulande Praktiken an der Grenze von redaktionellen Inhalten und werblichen Einschaltungen gibt, die sich historisch etabliert haben und die deswegen als "normal“ gelten. Das ist so. Die entscheidende Frage ist aber: Soll es so sein?

* Der Autor ist Prof. für Medienwissenschaft an der Uni Klagenfurt |

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