Die "Enzyklopädie des Wiener Wissens"

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Die "Kleine Galerie", die im Band von Alfred Gerstl im Hinblick auf ihre Zielsetzungen und Aktivitäten, für die sie verantwortlich war, vorgestellt wird, war ein wichtiger Begegnungs- und Diskussionsort, der in Wien nach 1945 eine bedeutende intellektuelle Bastion bildete.

Diese Galerie war - und ist - wie die Volkshochschulen ein Ort, an dem die Entwicklung eines neuen Wissens in Beziehung mit innovativen Arbeitsformen angestrebt wurde. Es wurde eine neue Begrifflichkeit erarbeitet, bei der Partizipation, Symmetrie der Akteure und Demokratie des Handelns eine zentrale Rolle spielen. Ich persönlich habe die Kleine Galerie als Ort kennengelernt, an dem es möglich war, über Kunst und Kultur zu diskutieren und neue unkonventionelle Begegnungsformen mit Kunst auszuprobieren: Kunst als gesellschaftliches Geschehen der Öffnung und Kritik; Kunst als ein Tun, das alle angeht. Künstlerinnen und Künstler sind in diesem Verständnis nicht nur schweigende Schöpferinnen und Schöpfer, sondern "Hinweiser". Von dem großen Erneuerer in der Malerei, Wassily Kandinsky gibt es das wegweisende Diktum: "Der Künstler sieht und zeigt." Kunst ist in diesem Sinn politisch, weil Künstlerinnen und Künstler immer die Funktion einer Avantgarde haben.

In den Jahren, in denen die Kleine Galerie gegründet wurde, war sie besonders wichtig, weil die Künste nach den Gräueln des nationalsozialistischen Terrors und des Krieges eine Aufgabe darin hatten, die Gesellschaft von Propaganda und Hetze zu befreien und in friedliche, reflexive, zivilisatorische Bedingungen zu geleiten. Orte wie die Kleine Galerie hatten die Aufgabe, Kunst wieder zu einem Medium der Auseinandersetzung und der Analyse zu machen. Stets stand auch die Zielsetzung und Forderung im Raum, die Künste aus einem Arkanbereich des Elitären in den Alltag der Menschen zu holen. In der Übernahme eines Wortes von Joseph Beuys war und ist die Kleine Galerie ein "Ort der permanenten Konferenz" darüber, was Kunst für die Menschen bedeuten kann.

Die Geschichte der "Kleinen Galerie" von 1946/47 bis zur Gegenwart

Mit Beiträgen von Emanuel Althuber, Vida Bakondy u. a.

Von Alfred Gerstl (Hg.), Bibliothek der Provinz/Enzyklopädie des Wiener Wissens (Band XX) 2014

200 Seiten, gebunden, € 20,00

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