Die Furche: Wieso nicht?

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Die Furche: Das Bild von Don Quijote, der gegen die Windmühlen kämpft, legt nahe, auch Sie selbst in so einem Kampf zu sehen.

Gilliam: Was keinesfalls ginge, wäre eine geradlinige Version von "Don Quixote". Das hat noch nie funktioniert. Eventuell die Version von G. W. Pabst aus 1933, die hatte für mich etwas Besonderes, da ist viel drin. Aber die meisten Versionen sind nicht geradlinig. Man könnte eine reine Adaption der Vorlage von Miguel de Cervantes heute nicht mehr machen, weil das Publikum da nicht mitgehen würde. Daher stammte meine Idee, einen modernen Menschen in das historische Setting einzubringen. Einen modernen Sancho. Die Furche: Den fanden Sie in Adam Driver.

Gilliam: Adam ist der Film. Er hatte die schwere Last dieser Figur zu tragen, die den Film vorantreibt. Jonathan Pryce kann ihm als Don Quijote eine oder zwei Szenen stehlen, aber es ist Adams Film. Ich wusste nicht, ob der Film jemals glücken würde, aber zumindest die schauspielerische Leistung war absolut top, nicht? Mit ihr steht und fällt der Film. Adam war eigentlich nicht der Schauspieler, den ich für den Part im Sinne hatte, aber als ich ihn traf, war ich so froh, dass ich meine alten Ideen von der Figur über Bord werfen konnte. Das wusste ich beim ersten Lunch. Adam war so viel besser als alles, was ich mir ausgedacht hatte.

Gilliam: Ich sehe mich eher als Sancho Panza. Ich bin ein großer Pragmatiker. In all den Jahren und bei all den Produzenten, die an Bord kamen und wieder gingen, bin ich derjenige geblieben, der letztlich diesen unmöglichen Film möglich gemacht hat. Die waren alle lauter Fantasten, ich war der pragmatische Sancho. Die haben alle nach ein, zwei Jahren das Handtuch geschmissen, ich habe bis zum Schluss durchgehalten.

Die Furche: Hat Ihnen der aktuelle Rechtsstreit um die Aufführungsrechte Kopfzerbrechen bereitet?

Gilliam: Ja, der hat mir große Sorgen bereitet. Deshalb starten wir den Film ja jetzt in Europa, weil der Streit in den USA noch nicht beigelegt ist. Wenn jemand beginnt, Rechtsanwaltsbriefe zu schicken, an dich und an sämtliche Verleiher, dann kommt bei denen Angst auf. Sie hätten doch bestimmt auch Angst, wenn ein solcher Brief in Ihrem Briefkasten liegt.

Die Furche: Ihr Film vermengt fantastische Szenen, schrägen Humor, derbe Sprüche, es ist fast wie in alten Monty-Python-Zeiten

Gilliam: Das kann man so sagen, ja! Und ich fühle mich selbst wie früher, als wäre ich ein Kind. Dabei bin ich schon 77! Ich hoffe nur, dass mein Sinn für Humor noch so stark ist wie früher. Wenn ich den jemals verliere, bin ich sowieso am Ende. Sehen Sie, was gibt es denn noch groß zu lachen auf der Welt? Nehmen Sie Trump: Der ist noch viel absurder als Monty Python es je war. Eigentlich sollte ich ja jemanden mögen, der die Dinge von Grund auf auf den Kopf stellt, aber Trump ist ein Idiot. Amerika unter Trump und die Briten unter konservativer Führung -es ist ein Albtraum. Trotzdem ist es für uns entscheidend, dass wir unseren Humor nicht verlieren. Er hält uns jung und am Leben. Der Platz für Ironie und Humor wird immer kleiner, und ich werde bis zuletzt darum kämpfen, dass man die Welt auch mit Humor sehen kann.

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