Die Grenze zur Leere

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Bilder Erwin Bohatschs aus den letzten neun Jahren in Wien.

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Bilder Erwin Bohatschs aus den letzten neun Jahren in Wien.

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Säle voller weißgrauer Bilder. Reduziert, transparent, verhalten. Strukturen der Leinwand schimmern durch die hauchdünn aufgetragene Farbe. Ab und zu erkennt man amorphe Formen, Abstufungen in den Weißtönen. Malerei an der Grenze zur Unsichtbarkeit. Beim Betrachten der neuen Bilder von Erwin Bohatsch aus den Jahren 1990 bis 1999 fühlt man sich im Wiener Museum moderner Kunst (Palais Liechtenstein) an Wassily Kandinsky erinnert, der die Farbe Weiß als "ein Symbol einer Welt" bezeichnete, "wo alle Farben, als materielle Eigenschaften und Substanzen, verschwunden sind".

Daß Erwin Bohatsch gegen Ende der neunziger Jahre so abstrakt und reduziert arbeitet, mag verwundern, wenn man die ausdrucksstarken dunklen, figuralen Bilder der frühen achtziger Jahren noch vor Augen hat. Damals trat der gebürtige Steirer neben Siegfried Anzinger, Hubert Schmalix und Herbert Brandl als einer der Protagonisten der "Neuen Malerei" Österreichs auf. Seine Bilder orientierten sich an den erdigen Farben, an der starken Formensprache und der mythischen Symbolik "primitiver Kunst". Gegen Ende der achtziger Jahre hellten sich die Farben zunehmend auf, die figuralen Formen gingen in tropfenartige Formen über bis sie zu Beginn dieses Jahrzehnts gänzlich abstrakt wurden.

Gewiß: Diese Bilder sind sensibel und höchst ästhetisch. Sie widerspiegeln den Kampf eines Künstlers, der ums Überleben der Malerei kämpft und sie doch an die Grenze ihrer Selbstauflösung bringt. Trotzdem stellt sich ein Gefühl der Leere und Beliebigkeit ein. Haben wir eine derartige Selbstreflexion über das Medium Malerei in ähnlicher Form nicht schon oft genug gesehen? Gibt es nicht unzählige brisante gegenwärtige Themen und aktuelle Sichtweisen, die vielversprechende Persönlichkeiten wie Bohatsch bewegen? Wie spannend die Bilder des ehemaligen "Wilden" sein können, sieht man an Arbeiten wie "Dimitri" (1997). Hier finden sich schwarze Reste der dunklen Formensprache aus den achziger Jahren an den Rändern der transparenten Bildflächen und erzeugen so eine Spannung zwischen An- und Abwesenheit, die manch anderen Bildern fehlt.

Bis 17. Oktober

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